Eure Heimat ist unser Albtraum - Rassismus geht uns alle an











Rassismus ist in Deutschland allgegenwärtig
„Deutschland ist ein rassistisches Land, aber ich darf nicht ‚Rassismus‘ sagen, weil das Unbehagen auslöst. Was stört mich euer Unbehagen?" fragte Enrico Ippolito während der Lesung aus der Anthologie Eure Heimat ist unser Albtraum (2019) am 11.12. das Publikum. Neben ihm waren die Autor*innen Hengameh Yaghoobifarah und Nadia Shehadeh im Rahmen der Kulturell leben-Veranstaltungsreihe im Dietrich-Keuning-Haus zu Gast und brachten auf den Punkt, worum es ihnen mit ihrem Manifest gegen ein völkisch verklärtes Konzept von Heimat geht: die hier geschilderten Erfahrungen von Unterdrückung, Ausgrenzung und Rassismus gehen alle etwas an.
Als im Jahr 2018 das Bundesministerium des Inneren einen neuen Namen bekam und seitdem als Heimatministerium in der Öffentlichkeit bekannt wurde, taten sich 14 Autor*innen zusammen, um dem dort verwendeten Konzept „Heimat“ ihre Perspektiven auf eine radikal vielfältige Gesellschaft entgegenzusetzen. In Eure Heimat ist unser Albtraum halten sie Deutschland den Spiegel vor: witzig, wütend und wortgewandt erzählen die hier versammelten Autor*innen vom Leben als „Andere“.
Rassismus als strukturelles Problem erkennen und behandeln
Allein ein Blick hat Macht. Wie, das beschreibt Hengameh Yaghoobifarah in ihrem Beitrag „Blicke“ sehr bewegend. „Blicke scannen dich ab, und du merkst: The kanak is present.“ So wurde auch während der Lesung und dem anschließenden Publikumsgespräch deutlich, dass es nicht reicht, zu sagen, Rassismus stelle nur ein Problem für People of Colour dar. Es sei bedeutsam, sich bewusst zu werden, dass es sich bei Rassismus um ein strukturelles Problem handelt, das von uns allen abverlangt, aktiv dagegen vorzugehen. Dies sei zwar ein schmerzlicher Prozess, wie Nadia Shehadeh betonte, jedoch zwingend notwendig, wenn wir tatsächlich etwas für alle Menschen in diesem Land ändern wollen.
Und am Ende des Abends wurde deutlich: Mit ihren Forderungen nach Repräsentation, Teilhabe und vielfältigen Vorbildern haben sie mit ihrem Manifest einen mutigen und imposanten Beitrag für eine offene und vielfältige Gesellschaft geschaffen.
Die Veranstaltung wurde vom Multikulturellen Forum, dem Planderladen sowie dem Dietrich-Keuning-Haus organisiert.