Mit „Young Women Empowerment“ gestärkt aus dem Lockdown

„Ich habe mich zuvor nie getraut „Nein“ zu sagen, wenn ich etwas nicht möchte. Jetzt habe ich keine Angst mehr“, sagt die 19jährige Fatma Betül. Ihre Freundin Nazlican pflichtet ihr bei: „Nach dem Training habe ich mich sicherer und stärker gefühlt“.
Die beiden Schülerinnen haben fast ein Jahr lang zusammen mit elf weiteren jungen Frauen am Projekt „Young Women Empowerment“, einem sportpädagogischen Angebot des Multikulturellen Forums in Kooperation mit dem Kommunalen Jobcenter Hamm AöR teilgenommen.
Das Projekt richtete sich an junge Frauen mit Migrationshintergrund im Alter zwischen 16 und 26 Jahren. Es handelt sich um eine begleitende Maßnahme zu unserem Projekt "Kompetenzen im Quartier", das im Rahmen des Programms „JUGEND STÄRKEN im Quartier“ durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat und den Europäischen Sozialfonds gefördert wird.
Die Teilnehmerinnen sind überwiegend Schülerinnen an Hammer Berufskollegs.
„Wir haben die Beobachtung gemacht, dass gerade junge Frauen mit Migrationshintergrund durch unsicheres Auftreten Benachteiligungen im Übergang zwischen Schule und Beruf erfahren“, erklärt Johanna Vox, Fachbereichsleiterin beim Multikulturellen Forum in Hamm.
Das Training vermittelte ihnen Kenntnisse über Selbstverteidigungstechniken, aber auch mehr Selbstsicherheit im Alltag, in der Schule und im späteren Berufsleben. Einen hohen Stellenwert hatten zudem Aspekte wie Identitätsbildung und Emanzipation. So fanden Attribute der Selbstwertschätzung und Selbstentfaltung ebenso wie Diskurse über gesellschaftliche Frauenrollen im Rahmen der Trainingseinheiten Berücksichtigung. Johanna Vox findet die Entwicklung der Teilnehmerinnen bemerkenswert:
„Die jungen Frauen berichten über gemeisterte Situationen im Alltag, darüber, dass Sie sich selbst attraktiver finden; sich erlauben zu ihrer Meinung zu stehen und es zulassen glücklich zu sein. Zwei Schülerinnen haben nach ihrem Berufskollegabschluss den Wunsch geäußert, ein Studium zu beginnen.“

Lydia Schillner vom Kommunalen Jobcenter Hamm freut sich als Kommunale Koordinierung des Bundesprogramms „JustiQ“ über den Projekterfolg:
„Durch die Erweiterung der sozialen Kompetenzen der Teilnehmerinnen gehen diese sichtbar gestärkt aus dem Projekt hervor. Dies kann sich auch im Hinblick auf eine Integration in den Ausbildungsmarkt als zentraler Erfolgsfaktor erweisen“.
Auch die Kursleiterin Cennet Öztop ist von ihrer Gruppe begeistert:
„Wir haben es als Gruppe geschafft, Motivation und Fitnesserfolge unter nicht einfachen Trainingsbedingungen zu erzielen“, erklärt die lizensierte Trainerin des Olympischen Sportbundes und Dan Trägerin im Taekwondo.
Aufgrund von Corona fanden die Trainings zeitweilig mithilfe von Online-Meetings in den heimischen Wohnzimmern statt. Seit Anfang Juni trafen sich die jungen Frauen dann wieder in der Turnhalle der Anne-Frank-Schule Hamm.
Fatma Betül und ihre Freundin Nazlican haben zum Kursende ihre Prüfung zum Schülerlevel II erfolgreich bestanden. Beide wünschen sich nun, dass der Kurs nach den Sommerferien fortgeführt wird und sie das nächste Schülerlevel erreichen können.