Starkes Signal für unsere Demokratie

10 Gäste aus dem Publikum sitzen nebeneinander in einer Tischreihe

Demokratiekonferenz im Kreis Unna

Am 8. Dezember fand in der Stadthalle Kamen unsere erste kreisweite Demokratiekonferenz statt. Zahlreiche Vereine, Initiativen und Einrichtungen aus dem gesamten Kreisgebiet kamen zusammen, um sich für ein demokratisches, vielfältiges und respektvolles Miteinander stark zu machen.

Ziel der Konferenz war es, das Engagement der vielen Akteurinnen und Akteure sichtbar zu machen, neue Kontakte zu knüpfen und gemeinsam Perspektiven für die Partnerschaft für Demokratie im Kreis Unna zu entwickeln.

Landrat Mario Löhr auf der Bühne

Der Landrat im Kreis Unna, Mario Löhr, eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort und betonte die Bedeutung des gemeinsamen Einsatzes für demokratische Werte. Bürgermeisterin Elke Kappen stellte im Anschluss einige Praxisansätze aus der Stadt Kamen vor.

Unser Geschäftsführer Kenan Küçük machte in seiner Rede deutlich, dass die liberale Demokratie derzeit stark unter Druck steht. Derzeit gebe es sehr viel Gegenwind, auf der Straße, in den Medien und auch aus den Parlamenten heraus. Menschen, die im Kampf um die Demokratie an vorderster Front stehen, werden persönlich eingeschüchtert, ihre wichtige Arbeit werde zunehmend delegitimiert.

Geschäftsführer Kenan Küçük auf der Bühne

Küçük zitiert unseren Bundespräsidenten, der in seiner Rede vom 9. November folgendes feststellte:

Populisten und Extremisten verhöhnen unsere demokratischen Institutionen, vergiften unsere Debatten und betreiben ein Geschäft mit der Angst. Die Frage ist: Was haben wir dem entgegenzusetzen?

Um diese Frage ging es dann auch in unserer Konferenz. Zunächst gab Prof. Dr. Ute Fischer von der Fachhochschule Dortmund wichtige Denkanstöße zu aktuellen Herausforderungen und Chancen demokratischer Teilhabe. Demokratie müsse vor Ort wieder erfahrbarer werden, lautete eine ihrer Schlussfolgerungen. Sie müsse Lösungen bieten und Engagement ermöglichen.

Prof. Dr. Ute Fischer hält Vortrag vor Publikum

Im Nachgang ordneten Leroy Böthel von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Arnsberg und unser Fachbereichsleiter für "Gesellschaft & Prävention", Jannik Willers, die wissenschaftlichen Befunde ein. Anhand verschiedener Beispiele aus der Region bekräftigten sie die Bedrohungslagen für die Demokratie, die sich insbesondere aus dem Rechtspopulismus und dem Erstarken rassistischer und migrationsfeindlicher Narrative ergeben.

Gute Beispiele aus den Kreisstädten

In verschiedenen Talkrunden berichteten Aktive aus dem Kreis über ihre praktische Arbeit. So bietet beispielsweise der Patenschaftskreis Fröndenberg seit einigen Jahren Demokratieworkshops für Geflüchtete an. Das Werner Bündnis gegen Rechts ist u.a. aktiv in der Jugendarbeitsarbeit und der Dokumentation rechtsextremer Vorfälle.

In Bergkamen hat sich kürzlich ein neues Bündnis für Demokratie und Vielfalt gegründet, in dem das Engagement unterschiedlicher Akteure gebündelt wird. Auch in Kamen gibt es seit vergangenem Jahr mit dem Bündnis #Vielfalt verbindet Kamen eine vergleichbare Struktur. Beteiligt sind dort auch Schulen, Unternehmen, Gastronomien, Parteien, Glaubenseinrichtungen sowie die Stadt Kamen.

Der Runde Tisch gegen Gewalt und Rassismus in Unna besteht bereits seit mehr als 15 Jahren und hat ebenfalls viele Verbündete. Beispielhaft wurden seine Aktionen mit dem Fokus auf Jugendliche aufgeführt, die vom Jugendwettbewerb über Workshops bis zur gemeinsamen Erinnerungsarbeit reichen.

Das Bündnis Schwerte gegen Rechts stellte die Kampagne „Schwerte bleibt stabil“ vor, an der sich zahlreiche Vereine und Einrichtungen beteiligen, die sich offen gegen Menschenverachtung und für Zusammenhalt und Toleranz positionieren. In Selm hat sich die Interessengemeinschaft Lichtblicke Demokratie gebildet, die sich im Besonderen für mehr demokratische Beteiligung und Selbstwirksamkeit stark macht. 

Blick in das Publikum aus 130 Gästen

Organisiert wurde die Veranstaltung durch die neue Partnerschaft für Demokratie im Kreis Unna, einer Kooperation des Kommunalen Integrationszentrums und dem Multikulturellen Forum. Unser Mitarbeiter Dominik Donges stellt an diesem Abend klar:

Als Koordinierungs- und Fachstelle (KuF) besteht meine Aufgabe darin, dieses vielfältige lokale Engagement sichtbarer zu machen, zu stärken und kreisweit zu vernetzen.

Zentrales Gremium hierfür ist das kreisweite Bündnis für Demokratie, das durch die KuF begleitet wird. Es legt die strategischen Ziele und Schwerpunkte fest und spricht Förderempfehlungen für zivilgesellschaftliche Projekte aus dem Kreis aus.

Wichtig ist Dominik Donges aber auch der regelmäßige Austausch untereinander, denn "wenn sich in Schwerte etwas gut bewährt, kann es beispielsweise auch für Selm interessant sein". Regelmäßig lädt die KuF zudem Expert*innen aus Wissenschaft oder Praxis in das Netzwerk ein, die bspw. über Radikalisierungsprozesse aufklären oder Kompetenzen im Umgang mit rassistischen Aussagen und extremistischen Übergriffen vermitteln. 

Moderiert wurde die erste Demokratiekonferenz im Kreis von unserer Kollegin Zeynep Kartal. Das Publikum nahm die Möglichkeit, die Gespräche auf der Bühne im interaktiven Raum zu bewerten und zu kommentieren, rege wahr. Für lyrische Zwischentöne sorgte der Verein LeseEsel, der einige Gedichte aus der von ihm herausgebrachten Anthologie "Kann Niesen demokratisch sein?" vorlas.

Die Partnerschaft für Demokratie wird durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" gefördert.

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