Antisemitismus und Religion

Über einen langen Zeitraum war ein zentraler Glaubensgrundsatz der christlichen Lehre, dass die Juden für den Tod Christi am Kreuz verantwortlich seien, ungeachtet der Tatsache, dass Jesus selber Jude war. Die anfängliche Konkurrenz zwischen den Anhängern Jesu und jüdischen Gläubigen, gefolgt vom Streit über die Auslegung von Regeln waren mitunter die ersten Ausgangspunkte für einen christlichen Antisemitismus.
Die Verbreitung des Christentums als Staatsreligion im Römischen Reich nahm die Diskriminierung der jüdischen Bevölkerungsteile weiter zu. Nicht zuletzt die Ausbreitung des Christentums in Europa während des Mittelalters verschaffte dem christlichen Antisemitismus einen gewaltigen Auftrieb. Ob Juden angeblich Brunnen vergifteten, für Pestausbrüche verantwortlich gemacht wurden oder anderweitig in Verdacht gerieten – all diese Erfahrungen prägten das Verhältnis von Judentum und Christentum für Jahrhunderte, auch wenn es immer Phasen gab, in denen sich das Verhältnis zu normalisieren schien.
Nicht zuletzt durch den aufkommenden Nationalismus im 19. Jahrhundert und den daran ideologisch anknüpfenden Antisemitismus, der den Holocaust zufolge hatte, stellt sich die Frage, wie das Christentum darin verstrickt gewesen ist und welche Konsequenzen es daraus gezogen hat?
Neben einem historischen Überblick zu den prägendsten Stellen zum Thema christlicher Antisemitismus soll vor allem auch der Blick in die Gegenwart gerichtet werden. An welchen Stellen tritt dieser heute wieder zutage und noch viel entscheidender ist die Frage, was können wir dagegen machen?