Kulturelle Vielfalt in Verwaltungen fördern

Gäste der Transfertagung tauschen sich aus

„Zwischen Anspruch und Wirklichkeit“

So lautete der Titel der Transfertagung im Rahmen des Projekts zur interkulturellen Öffnung von Verwaltungen im Westfälischen Ruhrgebiet und Ostwestfalen, die am 24. April in Dortmund stattfand. Rund 50 Gäste aus öffentlichen Verwaltungen und Privatunternehmen lauschten den Vorträgen der Expert*innen und diskutierten im Anschluss über den Umsetzungsstand von interkultureller Öffnung sowie über deren Messbarkeit und Nachhaltigkeit.

Am Projekt zur interkulturellen Öffnung von Verwaltungen beteiligten sich die Jobcenter Dortmund, Hamm, Kreis Unna und Gütersloh sowie die Bürgerämter in Hamm. Die beteiligten Behörden signalisierten auch weiterhin ihre Bereitschaft, an Projekten dieser Art mitzuwirken.

Eine „sehr positive Resonanz seitens der Belegschaft“ bescheinigte der Geschäftsführer des Jobcenters Dortmund, Frank Neukirchen-Füsers, dem Projekt. Er werde weiterhin dafür sorgen, dass die interkulturellen Kompetenzen seiner Mitarbeitenden gestärkt werden.

Dies sei wichtig, denn das Jobcenter Dortmund begleitet derzeit Personen aus 113 Nationen. „Gerade in Zeiten, in denen Angst, Vereinfachung und Abschottung als vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Herausforderungen angepriesen werden, tun Aufklärung, sachlicher Diskurs, persönlicher Kontakt und Hintergrundinformation not“.

„Wir legten Wert darauf, den Teilnehmenden nicht nur Kenntnisse über die sozialen und kulturellen Hintergründe ihrer Kunden, sondern auch Methoden zur Reflexion eigener Verhaltensweisen zu vermitteln“, betonte Projektleiterin Sabrina Beckmann.

Auf diese Weise konnten in mehr als 70 Seminaren, Exkursionen und weiteren Begegnungsformaten fast 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interkulturell weitergebildet werden.

„Deutschland ist ein Einwanderungsland. Die bestehende Vielfalt muss viel mehr als Stärke begriffen werden“, erklärte MkF-Geschäftsführer Kenan Küçük.

„Interkulturelle Öffnung kann nicht einfach per Gesetz verordnet werden, sondern ist ein kontinuierlicher und partizipativer Prozess. Migrantenorganisationen wie das MkF können den Prozess unterstützen, indem sie als Brücke zwischen Regelinstitution und Migrantencommunity fungieren.“ Von der Politik erwartet Küçük, mit Migrantenorganisationen auf Augenhöhe zu kooperieren und sie auf dem Weg zur Professionalisierung zu fördern.

Stefan Hank, Referent bei der Bundesbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration, erklärte das Vorgehen von Behörden bei der Verankerung von Interkultureller Öffnung.

Grundsätzlich kollidierten bei der Umsetzung zwei Grundprinzipien der öffentlichen Verwaltung miteinander: Der Anspruch auf Gleichbehandlung auf der einen, und der Anspruch auf Fairness auf der anderen Seite. Dieses „Equality Paradox“ erschwere die für alle Seiten zufriedenstellende Umsetzung.

Katja Kinder von der RAA Berlin e.V. stellte Grundsätze und Qualitätskriterien für diversitätsorientierte Organisationsentwicklung vor.

Hierbei sei eine diversitätsorientierte und diskriminierungskritische Haltung von besonderer Bedeutung. Außerdem warnt sie vor „Kulturalisierung“ und der Einteilung in „Wir“ und „Ihr“ im Zuge des Prozesses.

„Wie interkulturell geöffnet sind wir denn jetzt eigentlich?“ Prof. Dr. Anke Weber von der Hochschule Hamm-Lippstadt referierte zum Thema „Messbarkeit von Prozesserfolgen“.

Die Dimensionen von interkultureller Öffnung seien zwar weitgehend gleich, allerdings müssen Messindikatoren zunächst operationalisiert werden. Und hier seien die Unterschiede gravierend. Messbare Daten seien nicht immer verlässlich und bildeten nicht zwingend die Situation richtig ab, stellte Prof. Weber fest.

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