Verlässliche Anlaufstelle für Zugewanderte
Geschlossene Schulen, Kitas und Verwaltungen, fehlende Bildungsangebote, beengte Wohnverhältnisse – monatelang stellte die Corona-Pandemie viele Bürgerinnen und Bürger vor besondere Herausforderungen. Dass Neuzugewanderte unter diesen schwierigen Verhältnissen besonders litten, liegt auf der Hand:
Gerade in den ersten Jahren nach der Ankunft in Deutschland stehen viele Behördengänge an, die Kinder haben noch keine Schul- oder Betreuungsplätze; Deutschkurse finden entweder gar nicht oder nur noch online statt, und die Suche nach Arbeit oder Ausbildung wird corona-bedingt noch viel schwieriger.
In dieser Krisensituation erwies sich unsere Migrationsberatungsstelle für erwachsene Zuwanderer als besonders verlässlich und systemrelevant. Während die Arbeit vieler Behörden und sozialer Einrichtungen bundesweit eingeschränkt war, gelang es der Beratungsstelle ihr Angebot durchweg sicherzustellen und sogar noch zu erweitern.
„Wir haben telefonisch, online und über Messenger-Dienste beraten. Unsere Ratsuchenden waren sehr dankbar über diese Möglichkeiten“, erklärt Migrationsberater Cemal Şaşmaz.
Sein Kollege Nasser Ilayyan verwies auf die Fallzahlen im vergangenen Jahr:
„Es haben insgesamt 853 Beratungen stattgefunden. 346 Personen nahmen diese in Anspruch. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren“.
Ilayyan und Şaşmaz teilen sich eine Vollzeitstelle. An sie wenden sich praktisch alle Neuzugewanderten, von Unionsbürger:innen über Spätaussiedler:innen bis hin zu Geflüchteten mit guter Bleibeperspektive.
Vor diesem Hintergrund fordert unserer Geschäftsführer Kenan Küçük eine deutliche Aufstockung der Personalmittel für die bundesgeförderte Beratungsstelle. Er verweist dabei auf die Empfehlung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, die berechnet hat, dass eine Fallzahl von 150 pro Vollzeitkraft angemessen sei, um eine nachhaltig gute Beratungsqualität zu ermöglichen.
Küçük lud deshalb am Freitag, den 2. Juli 2021, den Bundestagsabgeordneten für Lünen, Hamm, Werne und Selm, Michael Thews (SPD) in die Migrationsberatungsstelle ein. Gemeinsam mit den Beratern legte er ihm die Systemrelevanz und den gestiegenen Mittelbedarf der Anlaufstelle dar. Thews pflichtet ihm bei:
„Einwanderungsländer wie Deutschland tun gut daran, gerade in der Phase der Ankunft und Erstorientierung mehr zu investieren, um möglicherweise höhere Folgekosten aufgrund misslungener Integration zu vermeiden.“
Für das kommende Jahr seien bereits mehr Mittel für die bundesgeförderte Anlauf- und Beratungsstelle vorgesehen. In den Folgejahren sollte es seiner Ansicht nach zumindest keine Mittelkürzungen geben. Dieser Einschätzung schließen wir uns an.