MdL Silvia Gosewinkel zu Gast in Bergkamen

Landtagsabgeordnete Silvia Gosewinkel zusammen mit Geschäftsführer Kenan Küçük, Bildungswerk-Leiterin Iva Majewski-Kolarova, pädagogischer Mitarbeiter Ekin Yılmazer und Berater Chenthooran Sivathasan vor den Räumlichkeiten des Multikulturellen Forums

Vielfalt gebündelt unter einem Dach

Gleich zu Beginn ihres Besuches bekommt die Landtagsabgeordnete Silvia Gosewinkel einen Eindruck von der Vielfalt, die sich im ersten Obergeschoss des Hauses in der Buchfinkenstraße 8 in Bergkamen Weddinghofen bündelt. Neben den fünf Mitarbeitenden des Multikulturellen Forums, die sich zur Begrüßung der Landespolitikerin im Eingangsbereich eingefunden haben, laufen zeitgleich rund ein Dutzend weiterer Menschen durch den Flur. 

"Das sind unsere Teilnehmenden aus dem Berufssprachkurs, der in wenigen Minuten beginnt" erklärt die Fachbereichsleitung für Sprache, Iva Majewski-Kolarova. Gleich neben ihr steht Chenthooran Sivathasan, der nicht wenige der Teilnehmenden mit Namen kennt. "Viele von ihnen kommen vor oder nach dem Kurs zu mir in die Beratung, mein Büro liegt gleich gegenüber", ergänzt er.

"Das nennt man dann wohl gelungene Synergien", stellt Silvia Gosewinkel daraufhin beeindruckt fest. Genau darum geht es ihr auch bei ihrem Besuch. Die seit zwei Jahren für den Wahlkreis Bergkamen/Kamen/Bönen/Hamm-Herringen zuständige Abgeordnete des NRW-Landtages wollte sich einen persönlich Eindruck von unserer Arbeit in Bergkamen verschaffen. Als Mitglied des Integrationsausschusses ist die Einrichtung kein unbeschriebenes Blatt für sie.

"Der Name "Multikulturelles Forum" fällt in meiner Arbeit praktisch regelmäßig, in den unterschiedlichsten Zusammenhängen", offenbart Silvia Gosewinkel, "nun lerne ich Sie endlich mal persönlich kennen"

Das freut unseren Geschäftsführer Kenan Küçük sichtlich, verwundert ist er darüber nicht. "Wir sind seit fast 40 Jahren in der Integrations- und Bildungsarbeit aktiv. Inzwischen haben wir über 100 Mitarbeitende an neun Zweigstellen in sechs Städten, nicht nur hier im westfälischen Ruhrgebiet, sondern auch in Köln und Düsseldorf", verkündet er stolz. 

Aber das allein erklärt noch nicht die landespolitische Bedeutung des Vereins. "Darüber hinaus agieren wir aber auch als Facheinrichtung auf dem Gebiet der Migration, Integration und Teilhabe und als Sprachrohr für die Belange von Zugewanderten und ihren nachfolgenden Generationen", ergänzt Küçük. Als Beispiel nennt er das Teilhabe- und Integrationsgesetz des Landes NRW, an dessen Überarbeitung das Multikulturelle Forum vor drei Jahren maßgeblich beteiligt war. 

Um mehr über die praktische Arbeit vor Ort zu erfahren, setzte sich Silvia Gosewinkel zusammen mit Kenan Küçük, Iva Majewski-Kolarova, Chenthooran Sivathasan und Ekin Yılmazer an den üppig mit Flyern und Broschüren geschmückten Tisch im Besprechungsraum. Kaffee und Kekse durften natürlich auch nicht fehlen.

Geschäftsführer Kenan Küçük stellt Landtagsabgeordneter Silvia Gosewinkel die Arbeit des Multikulturellen Forums vor

Zunächst möchte die Landtagsabgeordnete mehr über das Bildungswerk Multi Kulti erfahren. Schließlich ist sie auch Mitglied im Landesausschuss für Schule und Bildung. Nach dem nordrhein-westfälischen Weiterbildungsgesetz ist unser Bildungswerk eine anerkannte Weiterbildungseinrichtung, erhält jedoch im Vergleich zu Volkshochschulen weniger finanzielle Förderung. "Zwar betrachten wir uns nicht als Konkurrenz, sondern eher als Ergänzung zur VHS, aber im Wettbewerb, beispielsweise um Dozierende, sind wir durchaus im Nachteil", erklärt Leiterin Iva Majewski-Kolarova.

Anschließend möchte Gosewinkel wissen, was unseren Kollegen Chenthooran Sivathasan antreibt. "Dass ich vielen Menschen in ganz persönlichen Anliegen weiterhelfen kann, und ihre Lebensbedingungen spürbar verbessern kann", antwortet der sowohl für die regionale Flüchtlingsberatung als auch für die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte zuständige Berater. Leider kann er nur rund 50 Prozent seiner Arbeitszeit für diese sinnstiftende Beratung aufwenden. Die übrige Zeit geht leider für die Dokumentation drauf. "Eigentlich eine ziemliche Ressourcenverschwendung", bemerkt Kenan Küçük dazu. Gosewinkel zeigt Verständnis für diese Beurteilung. 

Auch die Landtagsabgeordnete beklagt, dass wir in Deutschland ein Problem mit einer ausufernden Bürokratie haben. Als Beispiel nennt sie die langwierigen Berufsanerkennungsverfahren. Sivathasan pflichtet ihr bei. Viele seiner Ratsuchenden leiden unter der mehrmonatigen Antragsdauer, zudem seien aufgrund von Mittelkürzungen viele Anlaufstellen weggefallen. Zum Glück könne er noch an seinen Kollegen Bernd Wagener von der Beratungsstelle Arbeit weitervermitteln. 

Neben der Beratungsstelle Arbeit agieren in der Bergkamener Geschäftsstelle zwei weitere arbeitsmarktpolitische Projekte. "My Turn - My Career" richtet sich speziell an Frauen mit Migrationsgeschichte, während "JobsForYOUrope" junge Menschen bis 30 Jahren im Blick hat. Ekin Yılmazer betreut das Projekt "JobsForYOUrope" nun schon im zweiten Durchlauf. Ein Durchlauf besteht aus einer dreimonatigen Vorbereitungsphase, einem zweimonatigen Auslandspraktikum und einer anschließenden Nachbereitungsphase mit dem Ziel, erfolgreich in Erwerbsarbeit zu münden.

Die Teilnehmenden sind langzeitarbeitslos und gelten als schwer vermittelbar. Dennoch gelang es dem Projektteam einen Großteil von ihnen in Arbeit oder Ausbildung zu vermitteln. "Durch ganzheitliches Coaching und intensive Begleitung, ganz besonders während ihres Auslandsaufenthaltes, aber auch schon in der Vorbereitung" erklärt Yılmazer. Schließlich seien viele von ihnen sozial und emotional instabil und waren niemals zuvor im Ausland. Doch genau hier liege die Stärke des Projekts. Die Teilnehmenden kommen mit neuem Selbstbewusstsein und positiven Erfahrungen zurück nach Deutschland. Für Silvia Gosewinkel ein Beweis, dass jeder Mensch Potenzial in sich trägt. Sie plädiert ebenso wie Kenan Küçük für eine passgenauere und vor allem frühzeitiger ansetzende Sozialarbeit für arbeitsuchende junge Menschen.  

Nach rund 90 Minuten endet der Praxiseinblick und Fachaustausch. Die Beteiligten sind sich einig, dass es nicht der letzte dieser Art bleiben wird.

 

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