„Verständnis, Dankbarkeit und Respekt den Menschen gegenüber“ – Mit multikultureller Belegschaft zum Erfolg

Interkultureller Wirtschaftspreis 2024 verliehen

Zwei Vorbilder aus Dortmund: Der Interkulturelle Wirtschaftspreis 2024 geht an das Café Rot und Neuhoff Hausgeräte Küchen GmbH & Co.KG. Erstmalig in der 18-jährigen Geschichte des Preises wurden am Abend des 26. November im Großen Saal der IHK zu Dortmund zwei gleichwertige Gewinner für ihr Engagement für kulturelle Vielfalt in der Arbeitswelt ausgezeichnet. Mit dem Preis macht das Multikulturelle Forum seit 2006 gemeinsam mit seinen Partnern auf kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz als Erfolgsfaktor aufmerksam und zeichnet vorbildliche kleine und mittelständische Unternehmen aus dem westfälischen Ruhrgebiet aus. 

„Ressourcenorientierten Blick auf jedes einzelne Teammitglied“ - Preisträger "Café Rot"

Die erste Urkunde des Abends überreichte der Laudator und Vizepräsident der IHK zu Dortmund, Dr. Ansgar Fendel gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Multikulturellen Forums, Kenan Küçük, dem diesjährigen Schirmherrn, Oberbürgermeister Thomas Westphal und dem NRW-Staatssekretär für Arbeit, Matthias Heidmeier, an das Team des Café Rot rund um Geschäftsführerin Selvi Aksünger. Besonders hob die Jury in ihrer Jurybegründung den „ressourcenorientierten Blick auf jedes einzelne Teammitglied“ der multikulturellen Belegschaft ebenso wie den „unbedingten Einsatz für ihre Weiterentwicklung“ hervor, der sich auch an Neuzugewanderte mit sehr eingeschränkten Deutschkenntnissen richte. „Mitarbeitende, die neu in Deutschland sind, bekommen die Chance, die deutsche Sprache im Berufsalltag zu erlernen, zu festigen und anzuwenden – und bekommen Unterstützung beim Ankommen, beruflich Fuß fassen, neue Ziele in den Blick nehmen“, zitierte Dr. Fendel aus der Jurybegründung. 

In ihrem Dankeswort richtete sich Aksünger mit einer Bitte der Mitarbeitenden mit geringeren Deutschkenntnissen betreffend an das Publikum: „Wenn jeder von Ihnen eine Minute Verständnis hat für den, der vielleicht nicht fließend die Sprache spricht, oder der einfach eine Minute länger braucht, weil er unsere Kultur nicht kennt, dann haben Sie bitte diese eine Minute Zeit: Verständnis, Dankbarkeit, Respekt, den Menschen gegenüber.“ Nur so könne sie diese Menschen beschäftigen und unterstützen. 

Mit anwaltlicher Hilfe gegen Abschiebung von Mitarbeiter - Preisträger "Neuhoff Hausgeräte Küchen GmbH & Co.KG"

Der zweite Preisträger des Abends war die Firma Neuhoff Hausgeräte Küchen GmbH & Co.KG, die in Dortmund und Schwerte Hausgeräte sowie Küchen verkauft. Das inhabergeführte Familienunternehmen zeige eindrücklich, dass „die Offenheit und Wertschätzung für kulturelle Vielfalt in einer diversen Gesellschaft und Wirtschaftswelt ein wichtiger Baustein in der Fach- und Arbeitskräftegewinnung aber auch ein nicht zu unterschätzender Vorteil im Kundenkontakt darstellt,“ hieß es in der Jurybegründung. Besonderes Engagement zeigte das Unternehmen, als einem Auszubildenden kurz nach Vertragsabschluss die Abschiebung drohte, den es mit anwaltlicher Hilfe unterstützte. Heute kann sich die Firma über einen engagierten und fachlich versierten Mitarbeiter freuen, der die Kundschaft in drei Sprachen zu Haushaltsgeräten beraten kann. „Wir sind alle aufgerufen etwas dafür zu tun,“ appellierte Geschäftsführer Wolfgang Neuhoff in seiner Dankesrede. Im Hinblick auf den Wahlkampf mahnte er zu einer Besinnung auf die demokratischen Kräfte im Land und zu einer Positionierung gegen Extremismus.

Menschen mit ihrem Potential nicht liegen lassen

„Was wir jetzt tun müssen, ist, unsere Demokratie zu verteidigen“, so Kenan Küçük, Geschäftsführer des Multikulturellen Forums. „Und, lassen Sie mich das sagen: Auch der Wirtschaft tut es gut, wenn es der Demokratie gut geht.“ Was Unternehmertum praktisch bedeute, zeige sich bei den Menschen und Preisträgern im Saal: „Nämlich anzupacken, wo immer es nötig ist, neue Wege auszuprobieren, wo immer es hakt, und Probleme pragmatisch zu lösen, wo immer es sie gibt.“

Handlungsbedarf sah der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal vor allem bei der Unterstützung derer „die bereits da sind“: „Menschen, die hier sind, die wir gebrauchen können, lassen wir viel zu viel mit ihrem Potenzial liegen“, betonte er und verwies vor allem auf die junge Bevölkerung des Ruhrgebiets. Staatssekretär Matthias Heidmeier hatte ebenfalls „die Fachkräfte von morgen“ im Blick, als er einen „dramatischen Befund“ beklagte: „Uns gelingt es in Deutschland und auch in Nordrhein-Westfalen nicht, jeden fünften Schüler/jede fünfte Schülerin nach der Schule in Ausbildung zu führen.“ 

Musikalische Performance bringt Publikum im Saal zum Mitsingen 

Musikalisch erlebten die rund 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft eine zum Mitsingen einladende Performance von Marisa Alvarez Alcocer (Gesang), Josué Partida (Gitarre) und Klaus Jochmann (Akkordeon).

Sängerin Marisa Alvarez Alcocer hält ein Mikrofon in ihren Händen. Sie trägt ein Kleid mit Blumenprint und roten Lippenstift.
© Isabella Thiel

Sängerin Marisa Alvarez Alcocer und ihre Bandkollegen Josué Partida und Klaus Jochmann unterhielten das Publikum mit einer mitreißenden musikalischen Performance. 

Der mit 1.000 Euro dotierte Interkulturelle Wirtschaftspreis wird vom Multikulturellen Forum in Partnerschaft mit der Wirtschaftsförderung Kreis Unna, der Hammer Wirtschaftsagentur IMPULS, der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund, der Handwerkskammer Dortmund, dem Kommunalen Integrationszentrum Dortmund und dem Verein Selbständiger Migranten jährlich verliehen.