Agenda 2030: Migrant*innen mischen mit!

Teilnehmende diskutieren miteinander im Seminarraum

Leave no one behind

"Niemanden zurücklassen" ist eine zentrale Grundlage der im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen beschlossenen „Agenda 2030“ mit den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDG) und ihren insgesamt 169 Unterzielen. In einigen Modellkommunen sind entsprechende Nachhaltigkeitsstrategien beraten und begonnen worden. Auf unterschiedliche Weise wurde die Zivilgesellschaft einbezogen.

Die nächsten Jahre werden davon geprägt sein, dass alle Kommunen versuchen, ihrer Verpflichtung gerecht zu werden. Klimaschutz, Umweltschutz, Ressourcenverbrauch und politische Entscheidungen sind wichtige Stichworte. In allen Handlungsfeldern gilt es, mehr als bisher Menschen mit internationaler Familiengeschichte in den Prozess der Zukunftsgestaltung einzubeziehen - sei es über die bestehenden, beratenden Gremien und Kommunalräte, sei es über die Steuerungsgruppen der Verwaltungen oder über eigene und eventuell neu zu gründende Netzwerke der Zivilgesellschaft.

Gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung NRW und ntag.partners luden wir am 10. Dezember ausgewählte Multiplikator*innen aus Migrantenorganisationen nach Düsseldorf ein, um über die Zusammenarbeit und Initiativen zur Einführung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 in den Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens zu beraten.

Referent zeigt auf eine Grafik

Zu Beginn des Workshops gibt Phillip Eppe von ntag.partners einen Überblick über die globalen Herausforderungen mit Blick auf Klimawandel, verringerte Biodiversität sowie die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden. Auch Themen wie Armut, Bildung oder Gerechtigkeit werden dabei ausführlich besprochen.

Schnell stellt sich heraus, dass alle Anwesenden gut informiert und mit ersten eigenen Projekterfahrungen in den Workshop gehen. Die im Vorfeld gewählte Ansprachestrategie zielte genau darauf ab, erklärt Mitorganisator Dominik Donges vom Multikulturellen Forum.

"Anstatt die Veranstaltung möglichst großflächig zu bewerben, haben wir uns bewusst dazu entschieden, engagierte Persönlichkeiten mit internationaler Familiengeschichte gezielt einzuladen. Ziel war es zunächst eine Kerngruppe aus aktiven Multiplikator*innen zu bilden, und uns dann sukzessive zu erweitern."

Etwas mehr Teilnehmende hätten es dann doch sein können, räumt Donges ein, und verweist auf viele kurzfristige Absagen aufgrund von Krankheit oder vorweihnachtlichen Terminüberschneidungen. Umso intensiver war jedoch der fachliche wie persönliche Austausch im Laufe des Tages.

Im Zuge der Diskussion über bestehende Ansätze in verschiedenen Nachhaltigkeitskommunen schildern die Vertreter*innen ihre Kooperationserfahrungen insbesondere in Dortmund, Duisburg, Düsseldorf und im Kreis Unna. Auch internationale Projekte, beispielsweise mit Kamerun oder der Türkei, werden thematisiert.

    Anschließend richtet sich der Blick nach vorne:

    • Welchen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit kann ich persönlich leisten, was kann meine Organisation tun?
    • Welche Hürden bestehen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit, persönlich, aber auch strukturell?
    • Mit welchen Partnern aus der Zivilgesellschaft kann ich meine Ziele erreichen? Und welche Rolle sollten dabei öffentliche Institutionen spielen?
    • Und welche konkreten Ansätze könnten hier an diesem Tisch initiiert werden?
    Teilnehmer erklärt eine Grafik

    Es zeigt sich: An Ideenreichtum mangelt es am heutigen Tag nicht. Der gemeinsame Wissensaustausch bringt jede Menge fruchtbarer Gedanken und Ansätze zutage. Die Intention des Seminarleiters Claus Eppe von ntag.partners ging also mehr als auf:

    "Ziel war es die Teilnehmenden zu empowern, sich an den Diskussionen über die Nachhaltigkeitsziele in den Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens kompetent zu beteiligen. Außerdem möchten wir sie darin unterstützen, sich für die Zukunft unserer Gesellschaft in den eigenen Netzwerken einzusetzen."

    Eppe ermutigt alle Beteiligten, die vielen tollen Ideen in konkrete Handlungsschritte umzuwandeln. An dieser Stelle werden strukturelle Hindernisse deutlich: Nach wie vor findet die wertvolle Arbeit von Migrantenorganisationen überwiegend ehrenamtlich statt. Dies führt schnell zu Überforderungen einzelner Engagierter. Für die Realisierung braucht es also angemessene Unterstützung durch die öffentliche Hand.

    Hier zeigt sich ein weiteres Dilemma: Für das eigene Vorhaben kompatible Fördertöpfe zu akquirieren ist das Eine, das komplizierte und vorlaufzeitintensive Antragsverfahren zu meistern, und dann für einen sehr begrenzten Zeitraum das entsprechende Personal sowohl für die Durchführung als auch für die Verwaltung entsprechender Projekte vorzuhalten, ist das Andere. Hier werden im Vergleich zu etablierten, strukturgeförderten oder gewinnorientierten Organisationen Wettbewerbsnachteile ersichtlich.

    Wege zu mehr Nachhaltigkeit

    Gemeinsam erörtern die Beteiligten Lösungsansätze: So könnten etwa Dachverbände die begrenzten Ressourcen bündeln und wichtige Informations-, Beratungs- und Vernetzungsarbeit leisten. Auf kommunaler Ebene gibt es mit den Kommunalen Integrationszentren ebenfalls Unterstützungspotenzial. Last but not least gilt es, sich mit anderen Akteuren zusammenzuschließen, in der Kommune, oder auch in der Region. 

    Genau dies werden die Teilnehmenden jetzt tun: Die heutige Veranstaltung ist nur der Auftakt, um Ideen und thematische Schnittstellen zu sondieren. Der Kontakt zwischen den beteiligten Organisationen wird im kommenden Jahr intensiviert. Denkbar ist die Etablierung weiterer Treffen, die Schaffung einer eigenen Plattform und möglicherweise auch die Entwicklung eines gemeinsamen Projekts. Da alle Teilnehmenden durchweg mit einem hohen Maß an Erkenntnis und Motivation aus dem Workshop gehen, herrscht berechtigte Zuversicht, dass hieraus etwas sehr Nachhaltiges erwächst