Für einen Vortrag zum Thema "Graue Wölfe" war Ismail Küpeli, Politikwissenschaftler mit Arbeitsschwerpunkt nationalistische Ideologien und identitäre Tendenzen, zu Gast beim Bildungswerk Multi Kulti. Dem Publikum, bestehend aus Vertreter*innen aus kommunalen Einrichtungen, Lehrer*innen, Polizeibeamten und interessierten Bürger*innen, erläuterte Küpeli zunächst die Entstehungsgeschichte des türkischen Ultranationalismus sowie seine Genese hier in Deutschland. Ein maßgeblicher Faktor sei sicherlich die verfehlte deutsche Integrationspolitik gewesen, die viel zu lange von der Annahme ausgegangen sei, Gastarbeiter*innen und ihre Nachkommen würden nicht auf Dauer in Deutschland bleiben. Dies habe unter anderem zur Folge gehabt, dass die Versorgung mit Möglichkeiten der Religionsausübung überwiegend aus dem Ausland erfolgt ist, z.B. aus der Türkei gesteuert wurde. So war es für die Menschen in Deutschland kaum möglich, ihre religiösen Bedürfnisse zu stillen, ohne auch politische Einflüsse in Kauf nehmen zu müssen.
Neben den Verflechtungen der Grauen Wölfe mit der türkischen Partei MHP thematisierte Küpeli die Rolle verschiedener hiesiger Institutionen wie beispielsweise Moscheeverbänden, Parteibüros und Sportvereinen für die Akquisition von neuen Mitgliedern. Aktuell seien es vor allem auch verschiedene Social Media Plattformen, über die neue Anhänger*innen rekrutiert würden.
Küpeli forderte, verschiedene demokratiefeindliche Phänomene stärker in den Blick zu nehmen und insbesondere die pädagogische Präventionsarbeit zum Themenbereich Verschwörungsideologien zu verstärken und Projekte sowie Beratungsstellen flächendeckend zu fördern.