Migrantinnen in den Arbeitsmarkt: Was sie mitbringen - was sie brauchen
Qualifikationen von Migrantinnen wahrnehmen und Potentiale im Arbeitsmarkt nutzen
Fachtag im Reinoldinum im Rahmen des Projekts „MY TURN. MY CAREER“
Frauen-Empowerment, individuelle Integrationsansätze und Arbeitskräftegewinnung: Bei dem Fachtag unseres Projekts MY TURN. MY CAREER., zu dem wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern dobeq, Werkhof gGmbH, Werkstatt im Kreis Unna, IN VIA Unna und die Kolping Bildungswerke Hamm eingeladen hatten, standen neu zugewanderte Frauen und ihr Weg in den Arbeitsmarkt im Fokus.
Bei der eintägigen Veranstaltung, die der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal am 26. Oktober im Reinoldinum in Dortmund mit seinem Grußwort eröffnete, hatten sich über 140 Gäste, darunter relevante Arbeitsmarktakteure, versammelt.
„Zugewanderte Frauen bringen Potentiale mit, die auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind“, erklärte unser Geschäftsführer Kenan Küçük. Doch wie könne es besser gelingen Migrantinnen in den Arbeitsmarkt zu bringen? Trotz aller bestehenden Angebote erfordere es individuelle Begleitstrukturen, schilderte es Dr. Jens Stuhldreier, Referatsleiter „Berufliche Orientierung, Übergang Schule-Beruf” des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, aus seinen Beobachtungen bei Jugendlichen. Allgemein müsse man über eine Modifizierung der Arbeitswelt und der bisherigen Instrumente nachdenken.
Nach einem musikalischen Intermezzo von Nure Dlovani und Beate Wolff an Geige und Cello machte Dr. Anne Wilde, Referatsleiterin „Maßnahmen zur Integration von Migrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, auf die besondere Situation neu zugewanderter Frauen im Vergleich zu Männern aufmerksam. Unter anderem bedingt durch die überwiegend von Frauen getragene Sorgearbeit unterscheide sich die Erwerbstätigenquote zwischen den Geschlechtern.
„Wir können es uns nicht leisten, dass wir die Frauen nicht einstellen.“ In ihrer Keynote nahm die Sozialwissenschaftlerin Ildikó Pallmann vom Berliner Minor-Projektkontor für Bildung und Forschung auch die Unternehmen in die Pflicht. „Es besteht die Gefahr, dass neu zugewanderte Frauen dauerhaft im niedrigqualifizierten Helferbereich verbleiben.“ Als Gründe dafür sieht Pallmann unter anderem fehlende Wahrnehmung und Wertschätzung der Qualifikationen neu zugewanderter Frauen bis hin zu rassistischer Diskriminierung, beispielsweise aufgrund eines Kopftuchs.
Dass Migrantinnen ihre Motivation und Fähigkeiten als Fachkräfte einbringen können, bewiesen die anwesenden Teilnehmerinnen des Projekts „MY TURN. MY CAREER“ und ihre Beraterinnen im Praxistalk mit Moderatorin Zeynep Kartal. So schilderte eine zugewanderte viersprachige Mutter auf dem Podium, wie sie sich mithilfe von individueller Beratung von ihrer ehemaligen Tätigkeit als Reinigungskraft zu einer pädagogischen Mitarbeiterin in der OGS umschulen konnte. „Meine Beraterin im Projekt hat mich sehr unterstützt. Ich bin so froh, dass ich nun meinen Weg gefunden habe.“ Auch eine Projektteilnehmerin mit inzwischen in Deutschland anerkanntem Masterstudium in „Educational Technologies“ beeindruckte das Publikum: Erst vor einem Jahr aus dem Iran eingewandert, schilderte sie ihre gemeinsam mit der Projektberaterin geplanten beruflichen Schritte.
In der abschließenden Diskussion debattierten Arbeitsmarktakteure, Projektberaterinnen und das Publikum wie nachhaltige Integration gelingen, Unternehmen und arbeitsuchende Frauen zusammengebracht und Abwanderung potentieller Fachkräfte vermieden werden kann. Dabei entstand der durch die Vortragenden angestoßene Konsens: durch individuelle und vielschichtige Prozesse in Begleitung von Akteuren mit starken Netzwerken.
Das Projekt „MY TURN MY CAREER“ vom Multikulturellen Forum e.V. als Projektträger im Projektverbund mit der Werkhof Projekt gGmbH, der Dortmunder Bildungs-, Entwicklungs- und Qualifizierungsgesellschaft (dobeq) mbH, der Werkstatt im Kreis Unna, INVIA Unna sowie den Kolping Bildungswerken Hamm durchgeführt. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Programms „MY TURN – Frauen mit Migrationserfahrung starten durch“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus).