Diskriminierung hoch zwei

Martin Wolkner (links im Bild) ist Initiator des lesbisch-schwul-bi-transident-intersexuell-queeren Kinos in der Metropolregion Rhein-Ruhr, einer monatlichen Filmreihe in sechs Städten zuzüglich eines jährlichen Filmfests in Köln und Dortmund. Hier im Gespräch mit Moderator Marcus Grabowski (rechts im Bild) vom Multikulturellen Forum.

Flucht und Homosexualität

Homosexuelle Geflüchtete machen oft multiple Diskriminierungserfahrungen. Diese sogenannte intersektionelle Diskriminierung bedeutet, dass sich die verschiedenen Zurückweisungen, die eine Person durch die Tatsache, dass sie Flüchtling und homosexuell ist, erfährt, nicht einfach addieren, sondern zu einer neuen Diskriminierungserfahrung führen. Für Jannik Willers von der Flüchtlingsberatung Hamm beim Multikulturellen Forum lässt sich die Situation so zusammenfassen: „Geflüchtete Homosexuelle stellen eine Minderheit in der Minderheit dar – die Folge ist oftmals ihre soziale Isolation.“

Filvorführung "Chance"

Anlässlich des Diversity-Tags am 28.5. zeigte das Multikulturelle Forum am Mittwochabend den Kurzfilm „Chance“ des britischen Regisseurs Jake Graf. Beim queeren Filmfestival „homochrom“ wurde der Film 2015 mit dem Publikumspreis geehrt. Der Film thematisiert das Thema „Flucht und Homosexualität“ auf bedrückende Weise – wenn auch mit Happy End. Im Anschluss an die Filmvorführung diskutierten Martin Wolkner, Initiator von „homochrom“, Miltiadis Zermpoulis, Sprachkurskoordinator beim Multikulturellen Forum in Hamm, sowie Jannik Willers über heteronormative Darstellungen in Sprachlehrwerken, institutionelle Diskriminierungen von Homosexuellen in der Flüchtlingsberatung sowie generelle Normvorstellungen in der offenen Gesellschaft.

Als Mitdiskutanten fungierten an diesem Abend Miltiadis Zermpoulis vom Bildungswerk Multi-Kulti und Jannik Willers, Flüchtlingsberater beim Multikulturellen Forum in Hamm.

Die Diskutierenden waren sich mit dem sich rege beteiligenden Publikum einig, dass es immer wieder Anstöße und Bestrebungen braucht, ein Klima zu schaffen, in dem die Errungenschaften der offenen Gesellschaft – wie u.a. gleichberechtigte Lebens- und Liebesbeziehungen, Toleranz gegenüber Homo-, Trans- und Intersexuellen – auch tatsächlich gelebt werden können. Denn Toleranz und Anerkennung für Homosexuelle sind auch in Deutschland leider noch nicht immer selbstverständlich. Die Wertedebatte kann und darf nicht nur mit den Geflüchteten, sondern muss auch immer wieder innerhalb der Aufnahmegesellschaft geführt werden. „Integration ist keine Einbahnstraße“, fasste Martin Wolkner die Diskussion darum zusammen.

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