Ganzheitliche Unterstützung für zugewanderte Frauen
Einblicke von der Auftaktveranstaltung des Projekts "MY TURN. MY CAREER." am 13. März 2023 im Kreishaus Unna
Beratung, Begleitung und Unterstützung - von Frauen für Frauen
Als Trägerverbund aus verschiedenen Einrichtungen aus Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna sowie partnerschaftlich vernetzt mit Jobcentern, Arbeitsagenturen, Trägern von Kinderbetreuungseinrichtungen, Betrieben und Ausbildungseinrichtungen startete unser neues Projekt „MY TURN. MY CAREER.“.
Vergangene Woche fand die gemeinsame Auftaktveranstaltung des Multikulturellen Forums und seinen Projektpartnern, der Werkstatt im Kreis Unna, IN VIA, die Kolping Bildungswerke, der dobeq und Werkhof gGmbH statt. An der Veranstaltung nahmen neben relevanten Arbeitsmarktakteuren auch die Dortmunder Landtagsabgeordnete und frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Anja Butschkau sowie der Landrat des Kreises Unna, Mario Löhr, teil und zeigten sich beeindruckt.
Mehr als 20 Sozialarbeiterinnen, pädagogische Fachkräfte, Beraterinnen, und auch eine Lotsenstelle für Kinderbetreuung gewährleisten, dass jede Frau die Unterstützung bekommt, die sie benötigt. In seiner Begrüßungsrede versprach unser Geschäftsführer Kenan Küçük:
„So vielfältig wie die Frauen werden auch unsere Angebote sein und so vielfältig werden auch die Wege sein, auf denen wir sie begleiten“
Berufliche Orientierung, Qualifizierung und Kinderbetreuung unter einem Dach
Ein Beispiel hierfür sind Hiba Kassm Ali und Lutfia Lela aus Syrien, zwei von 154 Frauen, die derzeit am Projekt teilnehmen. Hiba Kassm Ali ist zurzeit in Elternzeit und spricht schon ganz gut deutsch. In ihrem Herkunftsland war sie Lehrerin für Erdkunde und Geschichte. In Deutschland möchte sie gerne als Kinderbetreuerin arbeiten. Ihre Beraterin Melanie Franke von INVIA unterstützt sie bei der Anerkennung ihrer Berufsqualifikation.
Lutfia Lelas berufliche Vorstellungen sind weniger klar, ihr geht es zunächst darum Deutsch zu lernen. „Ein erfolgreicher Einstieg ins Arbeitsleben kann durchaus länger dauern“, erklärte Franke. Umso erfreulicher sei es, dass „MY TURN. MY CAREER.“ eine dreijährige Laufzeit habe.
Bei der Betreuung ihrer Kinder unterstützen sich Hiba Kassm Ali und Lutfia Lela bisher gegenseitig. Mittelfristig werden sie aber nicht um einen festen Platz in einer Kita herumkommen. An dieser Stelle wird unsere pädagogische Mitarbeiterin Isabella Quiring in ihrer Funktion als Lotsin für Kinderbetreuung aktiv, die in einem engen Austausch mit örtlichen Jugendämtern steht.
Soziale Kompetenz und Zielgruppenorientierung
„Wir arbeiten mit viel Empathie“, betonte Francesca Santo von der Dortmunder Bildungs-, Entwicklungs- und Qualifizierungsgesellschaft mbH – kurz dobeq, und ergänzt: „Kommuniziert wird notfalls auch mal mit Händen und Füßen“. Sie schilderte einen Fall, in dem eine Frau mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt wurde. Um ihr Startkapital betrogen landete sie schließlich auf der Straße, ohne Geld, Arbeit oder Unterkunft. Santo gelang es in kürzester Zeit, ihr eine Stelle in der Hotellerie zu vermitteln, was ihr schließlich auch aus der Obdachlosigkeit half.
Der nächste Schritt sei das Erlernen der deutschen Sprache. Hierzu merkte Friederike Bamberg von der Werkhof Projekt gGmbh an, dass die Vermittlung in Sprachkurse zurzeit eine Herausforderung sei. Dies gelte insbesondere für weiterführende Kurse mit Berufsbezug. Hier greift der Projektverbund mit seinen kurzen Wegen. Das Multikulturelle Forum führt entsprechende Berufssprachkurse in Dortmund durch und hat bereits gute Erfahrungen mit Teilnehmerinnen gemacht.
„Die Frauen sind sehr motiviert und viele von ihnen würden gerne in dem Beruf weitermachen, den sie bereits in ihren Herkunftsländern erlernt und ausgeübt haben“, erklärte unsere Beraterin Jennifer Ernst.
Zum Teil kann sie bei der beruflichen Anerkennung ihrer Abschlüsse unterstützen. Manchmal ist jedoch auch eine berufliche Neuorientierung sinnvoll.
Vernetzung vor Ort
Um möglichst viele Frauen zu erreichen, denen das Projekt helfen könnte, vernetzen sich alle Projektpartner umfassend im gesamten Projektgebiet. Überall dort, wo Frauen mit Unterstützungsbedarf sein könnten, stellen die Mitarbeiterinnen das Projekt gerne vor.
So berichtete Monica Omrany von der Werkstatt im Kreis Unna von Kontakten zur Tafel, wo sie bereits einige Frauen, die die Lebensmittelausgabe nutzen, über das Projekt informieren konnte.
Die Kolping Bildungswerke in Hamm zeigen ihre Präsenz bei verschiedenen Einrichtungen und lokalen Veranstaltungen und bieten darüber hinaus offene Sprechstunden an, um die Zielgruppe niedrigschwellig zu erreichen. Derzeit kommen die meisten Frauen aus Polen und der Ukraine.
„Sie sind größtenteils gut qualifiziert. Das Hauptproblem ist die Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Qualifikationen“, erklärte Linda Römke-Krumme von Kolping.
Diese ist mit langen Wartezeiten verbunden. Umso erfreulicher ist es, dass „MY TURN. MY CAREER.“ eine dreijährige Laufzeit hat und somit die Möglichkeit bietet, verschiedene Herausforderungen wie Spracherwerb oder Kinderbetreuung gleichzeitig anzugehen.
Viel Lob für den Projektansatz
Zweifelsohne erfordert der große Verbund aus Projektträgern und arbeitsmarktpolitischen Akteuren ein hohes Maß an Abstimmung und Koordination. Die Beteiligten zeigen aber sehr viel Offenheit und Engagementbereitschaft. Dies bestätigten auch unsere Projektleiterinnen Çiler Fırtina und Petra Leuenberger:
.„Das Besondere an diesem Projekt ist, dass wir ganzheitlich ansetzen und individuell passgenaue Angebote für Frauen mit Zuwanderungsgeschichte ermöglichen können“
Beeindruckt zeigte sich auch der Landrat des Kreises Unna, Mario Löhr, der in der Auftaktveranstaltung im Kreishaus als Gastgeber fungierte. Um insbesondere zugwanderte Frauen noch besser in Arbeit vermitteln zu können, würde sich die Kreisverwaltung künftig noch stärker mit arbeitsmarktpolitischen Akteuren wie dem Jobcenter oder auch den Trägern dieses Projekts vernetzen. „Ich bin sicher, dass wir viel voneinander lernen und profitieren können und freue mich schon auf den gemeinsamen Austausch“, betonte Löhr.
Das Projekt „My Turn – My Career. Frauen mit Migrationserfahrung: Potenziale für den Arbeitsmarkt“ wird im Rahmen des Programms „MY TURN – Frauen mit Migrationserfahrung starten durch“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert.