Integriert und Partizipiert in Berlin

Endlich Berlin!

Das dachten sich am frühen Nachmittag des 15. Dezembers 2021 alle Beteiligten der Exkursion im Rahmen des Projekts „LüniPa – Lünen integriert durch Partizipation“. Nicht etwa, weil der Zug ausgefallen oder verspätet war, sondern weil zwischen Planung und Umsetzung mehr als ein Jahr verging.

„Aufgrund von Corona konnten in den letzten zwei Jahren ohnehin schon keine Klassenfahrten stattfinden. Außerdem sind fast alle hier das erste Mal in der Hauptstadt und somit sehr neugierig auf die Stadt“, erklärt unsere Mitarbeiterin Kübra Kenger, die als Lüner Integrationsagentur das Projekt begleitet.

Vor über einem Jahr schloss sie zusammen mit Dörte Sancken vom Lippe-Berufskolleg die Kooperation zwischen Schule und Projekt. Im Kern geht es bei LüniPa darum, Jugendliche und junge Erwachsene mit Flucht- oder Migrationsgeschichte über Partizipationsmöglichkeiten vor Ort aufzuklären.

Nachdem im ersten Durchlauf eine offene Gruppe an verschiedenen Workshops und Exkursionen teilnahm, fanden die Projektaktivitäten seit Sommer 2020 überwiegend mit der Internationalen Förderklasse des Lippe-Berufskollegs statt. Einmal wöchentlich traf sich die Gruppe fortan und behandelte verschiedene Themen wie Religion, Politik, Ehrenamt oder Freizeit, immer unter den Vorzeichen: „Was gibt es in Lünen? Und wie kann ich mitmachen, mitgestalten?“

Der lange Weg der Planung

„Schon damals, im Sommer 2020, war die Rede von einer Fahrt nach Berlin“, erinnert sich Kübra Kenger. Die Kommunalwahlen standen vor der Tür, und die Gruppe tauschte sich über Möglichkeiten der politischen Teilhabe aus. Mitsprache vor Ort zu haben war das Eine, aber wie finden die Interessen von uns Lünerinnen und Lünern eigentlich den Weg in die Bundespolitik?

Nach den Kommunalwahlen nahm die Idee Fahrt auf. Projektleiter Dominik Donges klärte den Bundestagsabgeordneten Michael Thews über das Vorhaben auf. Dieser lud die Gruppe schließlich zum Jahresende nach Berlin ein, doch dazu kam es leider nicht mehr. Die zweite Corona-Welle brach über Deutschland ein, kurz danach die dritte, vierte…und kaum waren Klassenfahrten wieder möglich, da verabschiedeten sich die Abgeordneten in ihre parlamentarische Sommerpause, gefolgt von den Bundestagswahlen im Herbst.

Improvisation gefragt

Doch was lange währt, wird endlich gut: Noch vor dem Jahresende fanden wieder Plenarsitzungen des neu gewählten Bundestags statt, und der wiedergewählte Michael Thews erklärte sich weiterhin bereit, die Jugendlichen zu empfangen. Leider war es ihnen pandemiebdingt noch immer nicht gestattet, den Bundestag von innen kennenzulernen und einer echten Sitzung des Parlaments beizuwohnen.

Kurzerhand verlegten die Beteiligten das Treffen mit dem Lüner Abgeordneten nach draußen. So berichtete Michael Thews vor dem Reichstagsgebäude der jungen Lüner Delegation über seine Arbeit, und wie in Deutschland Gesetze entstehen.

Die sichtlich interessierten Jugendlichen diskutierten anschließend mit ihm über Bildungs- und Ausbildungschancen sowie über den gesetzlichen Mindestlohn. Ob sie schon einmal darüber nachgedacht haben einer Partei beizutreten und selbst Politik zu machen, wollte Thews schließlich von ihnen wissen. Leicht verlegen gestanden diese ein „Nein…aber was nicht ist, kann ja noch werden.“

Spannende Einblicke

Und wenn sie schon mal in Berlin sind, wollten die Jugendlichen natürlich noch mehr über die Bundeshauptstadt erfahren. So nahmen sie an beispielsweise an einer Stadtteilführung durch Berlin-Kreuzberg teil, unter besonderer Berücksichtigung der Migrationsgeschichte und der damit verbundenen kulturellen Vielfalt.

Außerdem ging es in die Berliner Unterwelt, wo eine geführte Tour spannende Einblicke in die Fluchtgeschichte von Ost- nach West-Berlin vermittelte. „Wir hatten Glück, dass bei unserer Führung ein ehemaliger Grenzsoldat aus der DDR dabei war, der seine persönlichen Erfahrungen einbrachte“, bemerkt Sibel Turhan, die das Projekt LüniPa inzwischen leitet.

Für sie sind die im Projekt auch immer wieder behandelten Empowerment-Elemente sehr wichtig. Deshalb hat sie der Workshop im Lernort 7xjung von Gesicht Zeigen! e.V. besonders beeindruckt. „Hier wurden die Themen Identität und Respekt nochmal aus einer ganz anderen Perspektive heraus behandelt und vertieft. Ich habe richtig gemerkt, wie gestärkt unsere Teilnehmenden daraus hervorgegangen sind. Manche sagten mir im Anschluss sogar, dass dies ihr persönliches Highlight des gesamten Ausflugs war.“

Positives Feedback

Begleitet wurde die Gruppe durch den Lehrer Patrick Eicke vom Lippe-Berufskolleg. Er resümiert, dass die Stimmung in der Gruppe während des gesamten Ausflugs durchweg positiv war und die Schüler:innen sehr glücklich über die Berlinfahrt waren. So konnten sie für ein paar Tage aus dem aktuell eher tristen Corona-Alltag entfliehen und zusammen neue spannende Eindrücke zurück nach Lünen mitnehmen.

Ermöglicht wurde die Exkursion über die Förderung des Projekts "LüniPa - Lünen integriert durch Partizipation" durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

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