Mit Zertifikat in Richtung Zukunft

Gruppenfoto mit den Beteiligten im Durchstarten-Kurs

Gemeinsam Durchstarten

Jungen Geflüchteten mit Duldung oder Aufenthaltsgestattung im Alter von 18 bis 27 Jahren mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, an Qualifizierung, Ausbildung und Arbeitsmarkt zu ermöglichen – das ist das Ziel des Projekts „Gemeinsam Durchstarten im Kreis Unna“. Dazu sind sechs Förderbausteine 2021 an den Start gegangen. Jetzt kommt ein Förderbaustein zum Abschluss – mit Erfolg!

Über neun Monate lang besuchte Ganjene Seyedsena täglich den Nachmittagskurs in der Kurt-Schumacher-Straße in Lünen. "Ohne PKW, mit drei Kindern, in Mitten der Corona Pandemie, das war das nicht immer einfach", erklärt die im 20 Kilometer entfernten Kamen wohnende Frau. Ihre Dozentin Ayse Altinsik erwidert. "Aber du hast es geschafft, weil du stark bist, und hochmotiviert". Keine Selbstverständlichkeit für eine Person, die in Deutschland nur den Duldungsstatus hat, also im Prinzip jederzeit nach Tadschikistan rückgeführt werden kann.

Auch Teresa Okhakumhe wohnt in Kamen und kommt jeden Tag mit dem Bus nach Lünen. Sie hat zwei Kleinkinder und ist zurzeit schwanger, doch sie hat ein Ziel: Sie möchte den Beruf der Friseurin lernen, und dafür braucht sie solide Deutschkenntnisse.

Berufliche Perspektiven durch Spracherwerb

Bei dem heute zum Abschluss gekommenen Kurs handelt es sich um den Baustein "Jugenddeutschkurs", den das Multikulturelle Forum unter Koordination des Kommunalen Integrationszentrums Kreis Unna durchführt. Neben Ganjene und Teresa haben ihn sieben weitere Teilnehmende mit dem Deutschtest für Zuwanderte erfolgreich abgeschlossen.

"Das sind neun Zugewanderte, für die sich jetzt neue Perspektiven eröffnen“, freut sich Ingo Gall vom Kommunalen Integrationszentrum.

Ziel war es, ein bestimmtes Sprachniveau zu erreichen. Vier Teilnehmenden gelang es, auf Sprachniveau A2 abzuschließen, weiteren vier auf B1.

Die Absolvent:innen verabschieden sich von ihrer Dozentin

„Neben den objektiven Testergebnissen ist auch die Arbeit an der selbstbewussten Verwendung der Zweitsprache wichtig. Die Teilnehmenden trauen sich jetzt wesentlich mehr, die deutsche Sprache im Alltag einzusetzen“, betont die Fachbereichsleiterin für Arbeit und Qualifizierung beim Multikulturellen Forum, Hatice Müller-Aras.

„Einige Teilnehmer wollen einen darauf aufbauenden berufsbezogenen Deutschkurs besuchen, für andere geht es weiter Richtung Berufsorientierung. Sie werden im Projekt weiter durch das Coaching begleitet,“ ergänzt die Coachin Birgit Netzer.

Bewegte Lebenswelt

Aufgrund ihres Status hat keine der Teilnehmenden einen Zugang zu den Integrationskursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. „Für diese Gruppe junger Geflüchteter kann sich das Leben sehr schnell ändern – in die eine oder andere Richtung“, sagt Ingo Gall. So mussten einzelne Teilnehmende den Kurs wegen zu hoher Fehlzeiten beenden oder wurden ins Heimatland zurückgeführt. Andere konnten noch während des Kurses zur Berufsschule, in einen berufsbezogenen Deutschkurs oder in Arbeit vermittelt werden.

Zu den Teilnehmerinnen, die das B1-Sprachniveau erreicht haben, gehört auch Safia Sadeqi, obwohl sie erst seit wenigen Monaten in Deutschland lebt. Der Unterricht habe sehr viel Spaß gemacht, sagt sie und richtet ihren Dank explizit an die Dozentinnen Ayse Altinsik und Fatma Ibis. Nun möchte sie gerne ein Praktikum im Kindergarten absolvieren und ihre Deutschkenntnisse durch einen weiteren Sprachkurs vertiefen. Anschließend hofft sie darauf, eine Ausbildung als Erzieherin beginnen zu können.

Die Dozentinnen und die Koordination schneiden die Torte an, die sie von ihren Teilnehmenden geschenkt bekommen haben

"Ich habe viel gelernt, aber auch viel Spaß gehabt", resümiert Ibrahim Diarra, der in Mali nur kurz die Schule besuchen konnte. Das Schreiben fällt ihm zwar noch schwer, aber sprachlich hat er enorme Fortschritte gemacht, attestieren ihm die beiden Dozentinnen. Sein Ziel: „Hauptsache Arbeiten". Ein Vorstellungsgespräch steht schon in Kürze an.

Ganjene sucht sich nun erst einmal ein Praktikum, anschließend möchte sie einen Sprachkurs mit Berufsvorbereitung absolvieren. Wie viele der Teilnehmenden hofft sie auf eine Ausbildung und einen gesicherten Aufenthaltsstatus. Für ihren weiteren Lebensweg wünschen Ingo Gall und das Team vom Multikulturellen Forum weiterhin viel Erfolg.