„Ohne Angst so sein, wie man möchte“

Preisträger Sofra Cologne
© Herbert Sauerwein

Multi-Kulti-Preis 2021 für SOFRA Cologne

Der Multi-Kulti-Preis 2021 geht nach Köln: SOFRA Cologne konnte sich gegen 39 Bewerber aus ganz NRW durchsetzen und wurde am Dienstag,den 7. September 2021 vom Multikulturellen Forum ausgezeichnet. Bürgermeister Andreas Wolter hielt auf der Preisverleihung im Bürgerzentrum Nippes vor rund 80 Gästen die Laudatio in Vertretung für Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die aus Termingründen eine Videobotschaft sendete. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wird seit 2005 für vorbildliches Engagement für ein multikulturelles Miteinander in NRW ausgelobt.

Treffpunkt, Anlaufstelle und zweite Familie

Der Preisträger SOFRA Cologne ist seit 2016 Treffpunkt und Anlaufstelle für lesbische, schwule, bi-, trans- und intersexuelle und queere Geflüchtete und Migrant: innen in Köln und darüber hinaus. Einmal im Monat bietet die Initiative ein offenes Treffen an, bei dem an gedeckter Tafel – darauf spielt der arabische Name „Sofra“ an – in geschütztem Raum Kontakte geknüpft, Probleme diskutiert und erste Beratungen durchgeführt werden. Gegründet als Willkommensinitiative sieht die Jury des Multi-Kulti-Preises in SOFRA ein Best-Practice-Beispiel für gelungene Integration, denn inzwischen besteht mehr als die Hälfte des Vorstandes aus Geflüchteten. Diesen Empowerment-Prozess erachtet die Jury als besonders preiswürdig: LSBTIQ* Geflüchtete würden darin unterstützt und dazu befähigt, selbst aktiv zu werden und ihre Rechte einzufordern.

Bürgermeister Andreas Wolter betonte in seiner Laudatio SOFRA Cologne biete nicht nur Beratung und Information, sondern auch Gesellschaft und Geborgenheit. Hier könne sich jeder und jede sich frei entfalten und „ohne Angst so sein, wie man möchte“. SOFRA-Gründer Ibrahim Willeke betonte in seiner Dankesrede, es bedeute ihm viel, dass der Preis von einer Migrantenorganisation verliehen werde. Schwule, lesbische oder queere Geflüchtete seien eine „Minderheit innerhalb einer Minderheit“, die als Geflüchtete von der Mehrheitsgesellschaft und aufgrund ihrer sexuellen Orientierung von Seiten der Migrantencommunity diskriminiert werde. Durch den Preis erhoffe er sich eine bessere Vernetzung mit Migrantenorganisationen, die ein sicherer Ort für lesbische und schwule Migrant:innen werden müssten.

NRW-Staatssekretärin mit Überraschungsbesuch

Weitere Reden des Abends hielten der Geschäftsführer des Multikulturellen Forums, Kenan Küçük, sowie NRW-Staatssekretärin für Integration Serap Güler, die als Überraschungsgast unangekündigt an der Veranstaltung teilnahm und allen anwesenden Engagierten ihren Dank aussprach: „Integration braucht Partner, damit es funktioniert.“ Küçük hingegen lenkte den Blick auf aktuelle Fluchtursachen und kritisierte den Umgang der Bundesregierung mit der Situation in Afghanistan. Er lobte den Kölner Ratsbeschluss zur Aufnahme Schutzsuchender aus Afghanistan und den offenen Brief von Oberbürgermeisterin Reker an den Bundesinnenminister mit der Forderung nach einem „großzügigen und unbürokratischen Aufnahmeprogramm“. Er lobte außerdem das Engagement des Vereins „Grenzenlose Wärme“ von Studierenden der Fachhochschule Dortmund, die sich für Geflüchtete in den Camps an den Grenzen Europas einsetzen und die auf der Preisverleihung ihre Arbeit vorstellen durften. Da das Engagement überwiegend nicht in NRW stattfinde, könne es nicht mit dem Multi-Kulti-Preis ausgezeichnet werden, es verdiene aber große Anerkennung, so Küçük.

Hier geht es zur Aufzeichnung der Preisverleihung:

"Stark durch Vielfalt" - mit Verleihung des Multi-Kulti-Preises 2021