Unterstützung für Betroffene von antimuslimischem Rassismus

Muslima auf der Straße
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Hohe Dunkelziffer bei antimuslimischen Straftaten

Täglich werden in Deutschland Menschen zur Zielscheibe von rassistischen Diskriminierungen, Anfeindungen bis hin zu tätlichen Übergriffen. Antimuslimischer Rassismus macht dabei einen nicht unerheblichen Anteil an rassistischen Hassverbrechen insgesamt aus.

2020 erfassten Behörden bundesweit mindestens 901 antimuslimische und islamfeindliche Straftaten. Die Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit CLAIM schätzt die Dunkelziffer deutlich höher ein. Deren stellvertretende Leitung, Rima Hanano, äußert sich wie folgt:

„Alleine die im Rahmen der Studie befragten Beratungsstellen melden für 2019 bundesweit rund 1.280 antimuslimisch motivierte Übergriffe bzw. Diskriminierungen – obwohl nur die Hälfte der Stellen antimuslimischen Rassismus erfasst und nur ein Teil der befragten Stellen Angaben zu Fallzahlen gemacht hat. Diese Zahl lässt nur erahnen, wie virulent das Problem von antimuslimisch motivierten Diskriminierungen und Übergriffen in Deutschland tatsächlich ist.“

55 Prozent der befragten Organisationen geben laut Studie an, kein Verfahren zu haben, um festzustellen, ob eine Person von antimuslimischem Rassismus betroffen ist. Das hat vor allem Implikationen für die Erfassung und die Dokumentation gemeldeter Fälle. Eine Erfassung und eine Klassifizierung der Fälle im Hinblick auf das Motiv sind dringend notwendig, um auch das tatsächliche Ausmaß von Rassismus und seinen unterschiedlichen Ausprägungen abzubilden.

Betroffene häufig auf sich alleine gestellt

Gleichzeitig zeigt die neue Kurzstudie von CLAIM, dass es nur wenige Beratungsstellen gibt, die zudem über geringe Ressourcen verfügen und nur kurzfristig finanziert sind. Dies führe dazu, dass viele Betroffene von antimuslimischem Rassismus nicht ausreichend unterstützt werden.

„Die Ergebnisse der Studie zeigen bestehende Lücken in der Beratungslandschaft auf und machen deutlich, dass ein struktureller Ausbau und eine nachhaltige Finanzierung von existierenden Beratungsstellen dringend nötig sind, um strukturellem Rassismus etwas entgegen zu setzen. Die Unterstützung von Betroffenen ist wesentlich, um diskriminierende Strukturen aufbrechen, die Rechte von Rassismus betroffenen Menschen durchsetzen und ihre gleichberechtigte Teilhabe gewährleisten zu können“, so Rima Hanano.

Spezialisierte nichtstaatliche Beratungsstellen sind häufig die erste Anlaufstelle für Menschen, die rassistisch motivierte Diskriminierungen oder Übergriffe erleben. Sie beraten und begleiten Betroffene
kostenlos und bedarfsorientiert.

Die Servicestelle gegen antimuslimischen Rassismus beim Multikulturellen Forum

Mit dem Ziel, die Situation von Betroffenen zu verbessern und für mehr Aufklärungsarbeit in NRW zu sorgen, hat der Paritätische in Nordrhein-Westfalen mit Unterstützung durch die Landesregierung sein Angebot an Servicestellen für Antidiskriminierungsarbeit deutlich erhöht. Ein Ergebnis daraus ist die Etablierung der Servicestelle gegen antimuslimischen Rassismus beim Multikulturellen Forum.

Die Servicestelle informiert und berät zu Fragen und Vorfällen im Zusammenhang mit antimuslimischem Rassismus und ethnisch wie religiös begründeter Diskriminierung. 

„Menschen, die selbst Diskriminierung erlebt oder beobachtet haben, können sich an uns wenden“, erklärt Jannik Willers, Berater bei der Servicestelle, „Wir bieten Betroffenen individuelle Beratung an, erarbeiten gemeinsam mit ihnen Handlungsoptionen und begleiten bei Bedarf ihre weiteren Schritte.“

Darüber hinaus bietet die Servicestelle gegen antimuslimischen Rassismus Fortbildungen und Antidiskriminierungstrainings für Haupt- oder Ehrenamtliche, präventive Workshops in Kooperation mit Schulen, Religionsgemeinschaften und Migrantenorganisationen sowie öffentlichkeitswirksame Maßnahmen zur Sensibilisierung der Bürger*innen vor Ort an. Überregional vernetzt sich die Servicestelle mit weiteren Organisationen und Institutionen zum Aufbau einer spezifischen Fachexpertise für die Beratung und für die fachliche Arbeit.

Zuständig ist die Servicestelle gegen antimuslimischen Rassismus für den Kreis Unna und für Hamm. In der Region leistet sie damit einen wichtigen Beitrag zum Abbau der in der CLAIM-Studie zurecht beanstandeten Defizite auf dem Gebiet der Antidiskriminierungsarbeit. 

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