Einen weiten Weg erfolgreich zurückgelegt

Kadrieye Brimo an ihrem Arbeitsplatz in der Produktionshalle bei Thermo Sensor

Seit zwei Monaten arbeitet Kadrieye Brimo nun schon in der Produktionshalle des Unternehmens „Thermo Sensor“ in Werne. Ihre Aufgabe ist es dort, Temperaturfühler zusammenzusetzen, die anschließend in Großküchen, in der Automobil-Industrie und in weiteren Segmenten zum Einsatz kommen. Dies erfordert höchste Präzision, doch als gelernte Schneiderin ist der aus Syrien stammenden Frau feinmotorisches Arbeiten nicht fremd. „Zudem ist Frau Brimo sehr motiviert und hat keine Angst vor neuen Aufgaben“, bekräftigt Silke Dobslaff, die sie bei der Einarbeitung unterstützt.

Kompetenzcenter für geflüchtete Frauen

Kadrieye Brimo fühlt sich bei ihrem neuen Arbeitgeber sichtlich wohl. Dies erfreut auch unsere Mitarbeiterin Meryem Öztop. Im Rahmen der Maßnahme „Kompetenzcenter für geflüchtete Frauen“ berät und unterstützt sie Menschen wie Frau Brimo beim beruflichen Einstieg in Deutschland.

  • Welcher Beruf passt zu mir?
  • Wo kann ich Arbeit finden?
  • Wird mein Abschluss anerkannt?
  • Und wo kann ich die deutsche Sprache lernen?

Mit diesen und weiteren Fragen wenden sich die Frauen an das Projekt, das seit dem vergangenen Jahr durch das Kommunale Jobcenter Hamm gefördert wird.

„Wie Frau Brimo geht es vielen Teilnehmerinnen. Sie kommen häufig mit wenig Selbstvertrauen und geringen Sprachkenntnissen in unsere Maßnahme“, erklärt Meryem Öztop, „durch individuelle Beratung, Information und berufliche Einblicke gelingt es uns schrittweise, die Interessen und Fähigkeiten der Frauen zu schärfen und sie am Ende in Arbeit zu vermitteln.“

Gerade die berufliche Orientierung ist in Zeiten von Corona eine große Herausforderung. Viele Betriebe sind zurzeit zurückhaltend, wenn es um Praktika oder Probearbeiten geht. Der Rückgriff auf Online-Formate kann die Kommunikation auf Augenhöhe und die Praxisnähe im Betrieb nicht ersetzen, schon gar nicht mit Blick auf ihre Zielgruppe.

Vernetzung mit Unternehmen aus der Region

Bei Thermo Sensor erhielt Kadrieye Brimo zum Jahresbeginn die Möglichkeit, sich im Rahmen einer zweiwöchigen Probearbeit zu profilieren. Die Aufgaben und die Atmosphäre vor Ort gefielen ihr sofort.

Problematisch war hingegen die Anfahrt: Die Mitte-40-Jährige hat keinen Führerschein, eine Busverbindung von ihrem Wohnort in Hamm in das Werner Industriegebiet existiert nur zweimal täglich, verbunden mit Umstiegen und einem längeren Fußweg. Die Strapazen nahm sie in Kauf, denn sie wollte unbedingt eine Festanstellung erhalten. Zwei Wochen später unterschrieb sie schließlich überglücklich den ersehnten Arbeitsvertrag.

Kadrieye Brimo (Mitte) mit ihrer Jobcoach Meryem Öztop (links) und ihrer Anleiterin Silke Dobslaff (rechts) bei Thermo Sensor

Kadrieye Brimo (Mitte) mit ihrer Jobcoach Meryem Öztop (links) und ihrer Anleiterin Silke Dobslaff (rechts) bei Thermo Sensor 

Unterstützung durch das Jobcenter

Inzwischen hat Kadrieye Brimo mit weiteren Arbeitskolleginnen eine Fahrgemeinschaft gebildet. Dies erfordert noch immer ein hohes Maß an Abstimmung und Flexibilität. Auf Dauer sei das keine Lösung, pflichtet ihr Meryem Öztop bei, die beim Jobcenter bereits eine Förderung zum Führerscheinerwerb beantragt und eine passende Fahrschule gefunden hat.

Die Aussichten für eine Förderung durch das Jobcenter stehen gut. Das Projekt führen wir bereits im dritten Jahr erfolgreich in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Jobcenter Hamm durch. Anita Dubbi, Sachgebietsleiterin im Integration Point des Kommunalen Jobcenters in Hamm erläutert:

„Ziel des Projektes ist es, auf die individuellen Bedarfe geflüchteter Frauen einzugehen und die Teilnehmerinnen auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Methoden zu stärken, um sie perspektivisch in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Hierbei nehmen die vom Multikulturellen Forum vermittelten Praktikumsstellen eine wichtige Schlüsselposition ein. Auch die Beteiligung der Familien und insbesondere der Ehemänner tragen zum guten Gelingen des Projektes bei."

Deutschkurs für Beschäftigte

Der Führerscheinerwerb ist für Frau Brimo ein weiterer Meilenstein hin zu einem selbstbestimmten Leben in Deutschland. Als nächstes hat sie sich vorgenommen, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.

Schon sehnsüchtig wartet sie darauf, dass der coronabedingt ausgesetzte Deutschkurs fortgeführt wird. Angeboten wird der kostenlose Kurs vom Arbeitgeber, der damit unter Beweis stellt, dass ihm der Austausch seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso wie die persönliche Weiterentwicklung am Herzen liegen.

Betriebe mit Auszubildenden, Beschäftigten oder zukünftigen Mitarbeitenden, die sprachliche Unterstützung benötigen, um ihre Potenziale gezielter in Ihr Unternehmen einbringen zu können, können sich auch an uns wenden: Unsere bundesfinanzierten Berufssprachkurse umfassen 400 bzw. 500 Unterrichtsstunden und enden mit einer Zertifikatsprüfung. Die Basiskurse können auch mit einer berufsfachlichen Ausrichtung kombiniert werden. Damit der Kursbesuch ohne Probleme möglich ist, bieten wir Kurse berufs- bzw. ausbildungsbegleitend und in Teilzeit an.

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