Erwerbslosenberatungsstelle mit neuem Schwerpunkt

Landtagsabgeordneter Schmeltzer mit dem Team der Erwerbslosenberatungsstelle

Erwerbslosenberatungsstelle - ein sperriges Wort, hinter dem sich aber eine unabdingbare, weil existenzsichernde, Unterstützung verbirgt. Seit August 2016 ist diese beim Multikulturellen Forum angesiedelt und konnte bereits über 2000 Ratsuchenden helfen. Anträge stellen, Bescheide prüfen, Widersprüche schreiben, Behördenpost verständlich machen, all das gehört zum Standardrepertoire der Berater*innen Anja Mölders und Bernd Wagener. Aber nicht nur das: "Zu uns kommen überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchtgeschichte, da diese Zielgruppe uns schon aus den Sprachkursen und anderen Angeboten als Träger kennen. Diese Menschen benötigen meist eine umfangreichere Beratung rund um die Themen Sprachförderung, berufliche Anerkennung oder Berufsorientierung,“ erläutert Mölders im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten Rainer Schmeltzer, der sich anlässlich der 2020 endenden Förderperiode über die Arbeit und den Fortbestand der Beratungsstelle informierte. Nur rund 11 % der Ratsuchenden der Beratungsstelle haben eine Berufsausbildung, eine Fachschule oder eine akademische Ausbildung absolviert, die meisten haben keinen oder keinen anerkannten Berufsabschluss: „Unser Standortvorteil ist, dass wir die Ratsuchenden oft direkt in Sprachkurse oder berufsorientierende Maßnahmen im eigenen Hause vermitteln und ihnen im Team optimal weiterhelfen können,“ betont Mölders. „Integration gelingt am besten auf dem Arbeitsmarkt,“ erklärt Kenan Küçük, Geschäftsführer des Multikulturellen Forums, „denn es ist ein nachhaltiges Unterfangen. Unsere Beratungsstelle legt den Grundstein dafür.“

Ohne Beratung sind Existenzen bedroht

„Für Lünen als größte Stadt im Kreis Unna und mit der höchsten Arbeitslosenquote im Kreis ist eine solche Beratungsstelle von großer Bedeutung. Denn ohne diese Beratung würden viele die Ratsuchende ins Bodenlose fallen.“ Er könne nicht nachvollziehen, warum die Erwerbslosenberatungsstellen seitens der Landesregierung nicht längst über die Ende 2020 auslaufende ESF-Förderperiode hinaus gesichert würden, so Schmeltzer. Stattdessen gehe es aktuell hauptsächlich um die Erweiterung des Aufgabenprofils der Beratungsstellen, die sich nun auch um das Thema Arbeitsausbeutung kümmern sollen: „Bei gleichbleibendem Personalschlüssel bedeutet das weniger Zeit für die originäre Arbeit.“

Neuer Schwerpunkt Arbeitsausbeutung

Die Berater*innen haben das neue Schwerpunktthema bereits vorzeitig in ihr Angebotsspektrum integriert: „Gerade Sprachkursteilnehmende auf höheren Sprachniveaus stehen kurz vor dem Sprung in den Arbeitsmarkt, kennen aber oft ihre Rechte nicht,“ erklärt Beraterin Mölders. Genau für diese besonders von Arbeitsausbeutung bedrohte Zielgruppe gäbe es nun Informationsveranstaltungen rund um das Thema Arbeitsrecht. „Wir hoffen, dass wir auch nach 2020 weitermachen können – am liebsten mit ein wenig mehr Zeit für die Ratsuchenden,“ wünscht sich Fachbereichsleiterin Hatice Müller-Aras für die Zukunft, mit Blick darauf, dass Beratungen unter einer Stunde hier einen absoluten Seltenheitswert haben.

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