Engagement, das sich doppelt lohnt

Hotel Esplanade, Dortmund

Voller Stolz zeigt Katja Kortmann die neuen Phoenix-Zimmer in der vierten Etage des Hotels, dessen Leitung sie pünktlich zur Neueröffnung im Februar von ihrem Vater übernommen hat. Kurz danach erreichte die Corona-Pandemie auch Deutschland, deshalb mischt sich in den Stolz auch ein wenig Frust: Nur wenige Gäste konnten in diesen stylisch eingerichteten Zimmern mit Panoramablick über Dortmund bisher übernachten. Die Branche ist hart getroffen, die Unsicherheit im Moment die größte unternehmerische Herausforderung. Wie sie diesen und anderen Herausforderungen gemeinsam mit ihrem vielfältigen Team begegnet, hat Kortmann uns im Gespräch erzählt.

Kulturelle Vielfalt ist in einem Hotel sicherlich eine Selbstverständlichkeit – ist es denn auch ein Selbstläufer?

Wir waren natürlich schon immer offen für andere Kulturen und hatten allein durch unsere Gäste natürlich schon immer internationale Kontakte. Ein Selbstläufer ist kulturelle Vielfalt im Team aber dennoch nicht – im Gegenteil, da steckt Arbeit drin. Vor allem als wir 2015 begonnen haben, Geflüchtete ohne Deutschkenntnisse ins Team aufzunehmen, standen wir vor einer für uns ganz neuen Herausforderung.

Wie kam es dazu, dass Sie schon so frühzeitig Geflüchtete eingestellt haben? Und welche Aufgaben konnten diese ohne Sprachkenntnisse übernehmen – im Housekeeping?

Wir wurden damals angesprochen, ob wir Amer, der vor seiner Flucht in Syrien im Hotel gearbeitet hatte, einen Praktikumsplatz ermöglichen können. Als er sein Praktikum antrat, war er gerade sechs Wochen in Deutschland und sprach praktisch kein Deutsch. Das Ziel war aber nicht, ihn im Housekeeping einzusetzen, denn das Potenzial in ihm haben wir schnell erkannt. Seine Stärken sind die Organisation und der Kundenkontakt – heute ist er von unserer Rezeption nicht wegzudenken!

Ohne Sprachkenntnisse an die Rezeption eines Business-Hotels im Herzen der Stadt – das klingt nach einer gewaltigen Herausforderung. Warum sind Sie dieses Wagnis eingegangen?

Rückblickend muss ich sagen: Ich bin damals sehr naiv an die Sache herangegangen. Es waren damals viele Menschen nach Dortmund gekommen und wir hatten die Möglichkeit, einigen von ihnen zu helfen. Da haben wir aus voller Überzeugung „Ja, machen wir“ gesagt, ohne uns im Detail mit den Herausforderungen beschäftigt zu haben, die auf uns zukommen würden. Damals waren Behörden, Kammern und Hilfsstrukturen noch nicht so weit wie heute, für alle war die Situation zunächst einmal neu. Wir haben also viel recherchiert, telefoniert, Hilfe gesucht.

Heute ist Amer ausgebildeter Hotelkaufmann, fest bei Ihnen eingestellt – und nicht der Einzige mit Flucht- und Migrationshintergrund in Ihrem Team. Klingt also, als hätte Ihre Naivität Sie nicht völlig fehlgeleitet…

Ich bin absolut froh, dass ich mich damals nicht von irgendwelchen Bedenken aufhalten lassen habe. Die Entscheidung war goldrichtig. Denn dadurch habe ich tolle Mitarbeiter gewonnen, die sich absolut mit unserem Haus identifizieren und sehr loyal sind. Amer beispielsweise hat sich unglaublich gut weiterentwickelt, er passt sehr gut in unser Team, er sieht alles, er denkt mit. Wenn ich die Wertschätzung sehe, die er unserem Betrieb und unserer Arbeit entgegenbringt, dann weiß ich, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.

Was braucht es denn, damit genau das gelingt?

Ich sage immer „Der Fisch stinkt vom Kopf“ – die Haltung der Unternehmensführung spielt eine große Rolle: Sie muss die Werte in das Unternehmen reintragen und das ganze Team mitnehmen. Gleichzeitig, muss ich sagen, konnte ich mich absolut auf mein Team verlassen. Außerdem sollte man sich nicht scheuen, Hilfe von außen anzunehmen, ob bei den Kammern oder sozialen Trägern wie dem Multikulturellen Forum – inzwischen gibt es ja viele Anlaufstellen.

Sie haben gerade ihr Team angesprochen – hat sich die Dynamik innerhalb des Teams verändert durch die neuen Mitarbeitenden?

Wir alle haben menschlich dazugewonnen würde ich sagen. Es ist ja nicht neues, wenn ich sage, dass Menschen vor allem dann glücklich in ihrem Job sind, wenn sie einen tieferen Sinn in ihm sehen können. Wir alle konnten in den letzten Jahren nicht nur sehen, wie wir unsere Kund*innen glücklich gemacht haben, sondern auch, wie unsere gemeinsame Arbeit dazu geführt hat, dass unsere neuen Kolleg*innen in Dortmund ein besseres Leben für sich aufbauen konnten. So etwas stärkt den Teamspirit immens.

Und den Unternehmenserfolg auch?

Ich glaube daran, nicht immer nur auf Zahlen zu schauen, um Erfolg zu messen, sondern auch auf langfristig wirksame Indikatoren wie die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen. Ein erfolgreiches Unternehmen braucht gute Mitarbeiter*innen, die gut als Team funktionieren – genau diese konnte ich mit meiner Haltung für meinen Betrieb gewinnen und binden. Und spätestens wenn der Fachkräftemangel in der Hotellerie überall spürbar wird, haben wir den entscheidenden Vorteil eines diversen Teams mit viel Erfahrung in der Integration neuer Mitarbeitenden.

Das familiengeführte Hotel Esplanade verfügt über 97 Hotelzimmer in unmittelbarer Nähe zum Dortmunder Hauptbahnhof, dem Konzerthaus und zur Fußgängerzone. Neben Privatgästen ist das Hotel auch als Businesshotel auf die Bedürfnisse von geschäftlich Reisenden und Tagungsgästen spezialisiert. Besonderes Highlight seit der Teilrenovierung 2020 sind die modern eingerichteten Panoramazimmer mit Blick über die Dortmunder Innenstadt.

Hotel Esplanade

Kortmann GmbH & Co. KG

Burgwall 3, 44135 Dortmund

Tel.: 0231 5853-0

E-Mail: hotel@esplanade-dortmund.de

www.esplanade-dortmund.de