Mehrsprachigkeit als Pluspunkt

Brillenwelt Optik Urul

Betritt man die Brillenwelt Optik Urul, fällt als erstes das großzügige Ladenlokal auf: Mit viel Platz werden hier Brillen aller Art präsentiert, eine Couch lädt zum Verweilen ein. Das Geschäft ist erst kürzlich umgezogen und hat sich in diesem Zuge deutlich vergrößert – und modernisiert: An speziellen Beratungstischen mit Touchscreens, die Inhaberin Gülcan Urul eigens im Ausland anfertigen lassen hat, können Kund*innen diverse Optionen auch virtuell durchspielen.

Nicht nur in Sachen technische Innovation ist Urul gerne die erste: Ihr Geschäft eröffnete sie 2003 als erste Augenoptikerin NRWs mit türkischen Wurzeln und weiß daher nur zu gut, was es bedeutet, im beruflichen Kontext mit Schubladen konfrontiert zu sein. Wie sie kulturelle Vielfalt als Unternehmerin in ihrer Personalauswahl bewertet, erzählt sie uns im Gespräch.

Frau Urul, Ihr Ladenlokal befindet sich in der Dortmunder Nordstadt auf der Münsterstraße. Schlägt sich die kulturelle Vielfalt des Viertels auch in Ihrer Kundschaft nieder?

Wir haben Kund*innen aus dem gesamten Stadtgebiet und auch von außerhalb Dortmunds, aber klar, das Publikum hier ist sehr multikulturell: Ob Herkunftsdeutsche, Menschen mit Migrationshintergrund, die schon länger hier leben oder Neuzugewanderte und Geflüchtete – alle kommen sie zu uns.

Stellen Sie sich besonders auf diese vielfältige Kundschaft ein?

Ich achte bei der Einstellung von neuen Auszubildenden neben der Motivation und der Persönlichkeit insbesondere auf mitgebrachte Sprachkenntnisse. Es kommt nicht von ungefähr, dass aktuell alle meine Beschäftigten einen Migrationshintergrund haben. Denn ich denke mir immer, wenn ich bei gleicher Eignung und Teamkompatibilität auch noch eine Zusatzsprache in meine Belegschaft holen kann, ist das ein großer Gewinn für mein Unternehmen.

Aber spricht nicht die Mehrheit der Kund*innen ohnehin Deutsch?

Diejenigen, die noch nicht lange in Deutschland leben, sind nicht immer fit genug in der deutschen Sprache, um beispielsweise technische Details und Unterschiede verstehen zu können. Aber auch diejenigen, die der Sprache mächtig sind, fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie in der eigenen Muttersprache beraten werden.

Wer nicht genau versteht, was er da gerade kauft, wird immer zurückhaltend handeln. Eine Beratung in der eigenen Sprache führt zu einem besseren Kauferlebnis, die Kund*innen fühlen sich sicherer in ihrer Kaufentscheidung und wählen oft auch höherpreisige Produkte. Mein Team spricht aktuell neun Sprachen – und weiß auch mit den verschiedenen kulturellen Besonderheiten umzugehen. Das ist ein enormer Vorteil.

Neun Sprachen – alle Achtung! Treffen da also auch neun Kulturen aufeinander im Team? Wie ist die Zusammenarbeit?

Nein, die neun Sprachen sprechen wir zu fünft. Auf mein Team bin ich sehr stolz: Meine beiden Auszubildenden sind erst vor ein paar Jahren aus Syrien nach Deutschland geflüchtet und haben mich mit ihrer großen Motivation beeindruckt. Bei Dani habe ich während seines Praktikums beobachtet, wie er mit Menschen umgeht, und wusste sofort, dass er seinen Job gut machen wird. Helvin hingegen hat schon während der Schulzeit ein Praktikum bei uns gemacht, sie kam jeden Tag nach der Schule, sie kam in den Ferien. Beide sind einfach sehr fleißig und wollen etwas aus sich machen.

Aus meiner Sicht genau die richtige Einstellung. Ich möchte keinen Azubi haben, der die Ausbildung nur macht, weil es nun mal gemacht werden muss.

Gab es denn auch herausfordernde Momente für Sie als Chefin?

Ja, natürlich, die gibt es immer wieder mal. Bei den Azubis mit Fluchtgeschichte ist vor allem zu Beginn der Ausbildung die Stärkung der deutschen Sprache immer ein Thema. Ich bin froh, dass es da unterstützende Angebote gibt; unser Azubi hat extra freie Tage für die Nachhilfe. Letztlich ist das aber keine unlösbare Aufgabe, mit dem Engagement, das meine Mitarbeitenden mitbringen, überwinden sie diese Hürde relativ schnell.

Eine Situation, die mich persönlich sehr herausgefordert hat, war, als meine damalige Auszubildende, die gebürtig aus Marokko kam, einige Zeit nachdem sie bei uns angefangen hatte, mich plötzlich darauf ansprach, ab sofort ein Kopftuch tragen zu wollen. Sie hatte für sich beschlossen, sich stärker zu ihrer Religion bekennen zu wollen und das Kopftuch als sichtbares Zeichen zu tragen.

Und das war für Sie ein Problem? Wahrscheinlich hat sie bei Ihnen, auch aufgrund Ihrer türkischen Wurzeln, auf Verständnis gehofft.

Ich hatte nicht damit gerechnet und, da bin ich ehrlich, habe erst einmal mit mir gerungen. Ich bin zwar selbst Muslima, aber eher der offene, lockere Typ und hatte zunächst Sorge, dass sich die Atmosphäre in meinem Geschäft verändern würde oder dass es schlecht bei der Kundschaft ankommen könnte.

Aber ich habe dann gedacht, ich möchte mich ja auch kleiden können, wie ich möchte; andere wiederum haben rote Haare, grüne Haare, warum soll sie dann nicht ihr Kopftuch tragen dürfen? Denn als Mensch verändert sie sich ja nicht. Die Kundschaft hat es auch positiv aufgenommen. Es hat also dem Unternehmen nicht geschadet; ich denke auch, dass Kundinnen mit Kopftuch sich auch in so einer Mitarbeiterin wiederfinden können.

Es war also absolut die richtige Entscheidung, davor nicht zurückzuschrecken. Was wäre auch die Alternative gewesen? Die Mitarbeiterin zu bitten, ihr Kopftuch während der Arbeitszeit abzulegen und ihr so eine Art Doppelleben aufzuzwingen? Das hätte ich schrecklich gefunden. Meine Mitarbeitenden sollen schließlich bei uns so sein dürfen und können, wie sie sind.

Oder sie hätte sich auf die Suche nach einem neuen Ausbildungsbetrieb gemacht, was wohl nicht ganz leicht geworden wäre…

Das stimmt. Leider gibt es nach wie vor Diskriminierung aufgrund von Herkunft, so ging es beispielsweise meiner Nichte bei der Anmeldung fürs Gymnasium aufgrund ihres Namens. Ich habe auch das Gefühl, dass tendenziell wieder mehr über Unterschiede geredet wird, ich wieder öfter „die Türkin“ bin – etwas, von dem ich dachte, es sei längst überwunden. Das finde ich schade. Denn ich kann an dem Zusammenleben und –arbeiten verschiedener Kulturen nur Vorteile erkennen.

Die betreffende Mitarbeiterin ist uns übrigens auf diese Weise tatsächlich erhalten geblieben und sie hat inzwischen ihre Ausbildung erfolgreich beendet – und zwar als NRW-Beste!

Die Brillenwelt berät ihre Kund*innen rund um das Thema Sehhilfen. Zum Service gehört die mehrsprachige Beratung ebenso wie Hausbesuche für Kund*innen mit eingeschränkter Mobilität. Neben einer großen Auswahl an Brillen beraten die Augenoptiker*innen auch zu Kontaktlinsen.

Brillenwelt Optik Urul
Inh. Gülcan Urul
Münsterstraße 57, 44145 Dortmund

Telefon: 0231 – 81 69 00
E-Mail: info@brillenwelt-optik-urul.de

www.brillenwelt-optik-urul.de