Motivation, die ansteckt

Comunita Seniorenresidenzen GmbH, Seniorenhaus Sophia

Ein Interview in einem Seniorenzentrum ist in Zeiten einer Pandemie etwas Besonderes: Maske, Desinfektion, Fieber messen, Daten hinterlassen. Ein Besuch des Wohnbereichs ist natürlich nicht möglich, immerhin aber eine Begegnung mit einigen Senior*innen im Foyer.

An der Tafel ist der Bingo-Nachmittag mit Waffeln angekündigt, die Pfleger*innen scherzen gerade mit einem Bewohner über den Ausgang des letzten BVB-Spiels. Eine Momentaufnahme von Leichtigkeit in einem Beruf, der insgesamt sehr fordernd ist und nicht zuletzt deshalb unter einem Fachkräftemangel leidet. Wie sie diesem begegnet, erzählt uns Einrichtungsleitung Rosemarie Hildebrandt in ihrem Büro.

Frau Hildebrandt, eine Ihrer Strategien gegen den Personalmangel ist die gezielte Einstellung von Mitarbeitenden mit Migrations- und Fluchthintergrund. Wie kam es dazu?

Wir wurden von dem Projekt „Starke Mütter – starke Unternehmen“ des Multikulturellen Forums angesprochen, ob wir uns vorstellen könnten, Müttern mit Migrationshintergrund Praktikums- und Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Ich muss sagen, bei der Einstellung der ersten Projektteilnehmerin, Frau Farrici, waren die Teams durchaus skeptisch. Denn wir hatten zwar schon immer Mitarbeitende mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund – nur kamen diese bisher gebürtig aus Deutschland.

Die anfänglichen Sprachhemmnisse der neuen Kollegin in der Kommunikation mit unseren Bewohner*innen bereiteten uns Sorge. Aber ich musste mich da eines Besseren belehren lassen: Frau Farrici hat sehr eindrucksvoll gezeigt, wie motiviert sie ist und wie schnell sie lernt. Daher kann ich nur sagen: Jeder und jedem eine Chance zu geben lohnt sich auf jeden Fall!

Wie sind sie der Skepsis in den Teams begegnet?

Wir haben viel mit den Mitarbeiter*innen gesprochen und haben Aufklärungsarbeit in den Teams geleistet. Dann hat sich eine Eigendynamik entwickelt, die Kolleg*innen haben die neuen an die Hand genommen, haben ihnen teilweise sogar privat geholfen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Die Teams haben das Schubladendenken schnell abgelegt und haben gesehen, welche Eigeninitiative die Kolleginnen mit Fluchthintergrund zeigen. Es war dann rasch ein Dialog auf Augenhöhe und eine gegenseitige Akzeptanz und Wertschätzung da.

Klingt nach einem Happy End…

Mehr als das: Diese Mitarbeiterinnen sind unsere Zukunft.  Zum einen zeigen sie eine hohe Identifikation mit unserer Einrichtung – sicher auch, weil sie die Chance schätzen, die ihnen hier geboten wurde. Zum anderen sind sie tolle Fachkräfte, von denen wir wahnsinnig profitieren. Bei manchen merkt man einfach auch, dass sie aus einer Kultur kommen, in der Senioren ganz anders wertgeschätzt werden als es vielleicht inzwischen bei uns der Fall ist. Sie erleben, dass ihre älteren Familienangehörigen in der Familie gepflegt werden und haben weniger Berührungsängste. Wir haben in Deutschland einen sehr tabubehafteten Blick auf das Altern, da können wir viel von ihnen lernen.

Der Umgang, den Frau Farrici mit unseren Senior*innen pflegt, der kommt aus tiefstem Herzen. Sie ist mehr als 100% davon überzeugt, in diesem Beruf richtig zu sein – und das transportiert sie jeden Tag in ihr Team und steckt alle mit ihrer Motivation an.

Insgesamt also ein sehr reibungsloser und erfolgreicher Verlauf.

Ja, insgesamt kann man das wohl so sagen. Frau Farrici hat inzwischen ihre Ausbildung mit einem tollen Examen beendet und ist unverzichtbarer Teil unseres Teams. Aber natürlich war das vor allem für sie alles andere als einfach. Es ist eine große Herausforderung, in einem neuen Land eine Ausbildung zu absolvieren, Arbeit, Berufsschule, Spracherwerb und das Familienleben unter einen Hut zu bringen.

Und dann kam noch hinzu, dass ihrem Mann und ihren Kindern zwischenzeitlich die Abschiebung drohte – sie selbst hatte ja durch die Ausbildung einen gesicherten Aufenthalt. So etwas belastet die Mitarbeitenden natürlich enorm. Auch für uns als Arbeitgeber war das eine sehr schwierige Zeit: Wir mussten fürchten, dass wir diese engagierte Mitarbeiterin verlieren und hatten viele Diskussionen mit der Ausländerbehörde.

Es ist verrückt: Schon vor Corona war der Politik klar, dass wir einen Fachkräftemangel haben, es wurden Pflegekräfte aus dem Ausland angeworben. Auf der anderen Seite bangen hier erwachsene Frauen, die mit beiden Beinen im Leben stehen, die eine Zukunft für sich und ihre Familien hier aufbauen und eine große Motivation für den Pflegeberuf mitbringen, ob sie hierbleiben dürfen. Dieses Paradoxon kann ich einfach nicht verstehen.

Und die Bewohner*innen? Wie sehen sie die kulturelle Vielfalt in Ihrer Einrichtung?

Die Bewohnerschaft wird ja selbst immer multikultureller, insofern ist es für uns von Vorteil, dass wir eine kulturell vielfältige Belegschaft haben. So können sie sich in ihrer Muttersprache verständigen und werden von Menschen gepflegt, die ihre kulturellen Gepflogenheiten kennen. Gleiches gilt für die Angehörigen, zum Beispiel in einem Sterbefall können die Kolleg*innen dann besser einordnen, wie sich der Umgang mit Tod und Trauer in der Familie gestaltet.

Vereinzelt gibt es auch Bewohner*innen, die Pflegekräfte mit Migrationshintergrund ablehnen. Das ist meist ein Generationenthema oder hängt manchmal auch mit einem demenziellen Krankheitsbild zusammen. Dass Bewohner*innen sich ihr Pflegepersonal „aussuchen“, erleben wir aber auch in Bezug auf andere Merkmale: Eine möchte nicht von einem Mann gepflegt werden, eine nicht von einer ganz jungen Pflegekraft, bei anderen stimmt die Chemie nicht. Hier ist es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen, Vorurteile aus dem Weg zu räumen und den Mitarbeiter*innen deutlich zu machen, dass es nicht mit ihrer Person zu tun hat.

Aber so ist es in der Pflege: Es passiert sehr viel auf der zwischenmenschlichen Ebene und bedarf viel Fingerspitzengefühl.

Das Comunita Seniorenhaus Sophia in Bergkamen ist ein neues, familiär gehaltenes, freundliches und offenes Haus. Mit hellen und freundlichen Wohnbereichen, einem großzügigen Innenhof und einem großen Veranstaltungsraum bietet es vielfältige Begegnungs-möglichkeiten in positiver Atmosphäre. Die Kooperation mit einer Reha-Einrichtung ist ebenso Bestandteil des Versorgungskonzeptes wie die ärztliche und therapeutische Behandlungen.

Comunita Seniorenresidenzen GmbH Seniorenhaus Sophia

Lüttke Holz 26, 59192 Bergkamen

Tel. 02307 9642401 

E-Mail: hl-sophia@comunita-seniorenhaeuser.de

www.comunita-seniorenhaeuser.de