Was ist eigentlich Kultur?
Der Begriff Kultur begegnet uns täglich. Von der „Leitkultur“ über die „Esskultur“ und der „Kulturtasche“ bis hin zu „bakteriellen Kulturen“ umgibt uns der Begriff. Schnell wird deutlich, dass Kultur mit einer Vielzahl unterschiedlicher Konnotationen verwendet wird, sodass zunächst der Begriff auf die für die Integrationsarbeit relevanten Bedeutungen eingegrenzt werden muss.
Wir verstehen den Kulturbegriff als die von (einer Gruppe von) Menschen geschaffenen Leistungen. Unsere Kultur ist geprägt durch unsere Geschichte, Erfahrung und Wahrnehmung und zeigt sich an unserem Verhalten. Hierunter fallen beispielsweise Traditionen, Zeremonien, Kunst, Religionen, Lieder, Theater, Literatur und Sprache.
Multikulturalität als gelebte Realität
In einem Einwanderungsland wie Deutschland ist sowohl das Nebeneinander verschiedener Kulturen als auch deren gegenseitige Beeinflussung und nicht zuletzt Verschmelzungen zwischen ihnen längst gelebte Realität. Multikulturalität verstehen wir deshalb weniger als Konzept, dessen Erfolg durch bestimmte politische Kräfte infrage gestellt wird, sondern als gesellschaftliche Zustandsbeschreibung.
Kultur, Gesellschaft und Individuum
Kultur leistet in einer Gesellschaft einen wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, indem sie das Zusammenleben erleichtert und Vertrautheit sowie Verbindlichkeit im Miteinander schafft. Kultur ist jedoch niemals starr, sondern unterliegt einem permanenten Wandel. Beeinflusst wird sie wiederum von den Menschen, die sich in ihren jeweiligen (Kultur)Räumen bewegen.
Zwischen Kultur und Individuum besteht also ein dynamischer und wechselseitig beeinflussender Entwicklungsprozess. In einem Thesenpapier des Deutschen Kulturrats (2017) heißt es u.a.:
„Deutschland wurde und wird geprägt von Menschen, die aus religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland gekommen sind. Unser kultureller Reichtum beruht auch auf den Einflüssen Zugewanderter.“
Leitkultur
Im Zusammenhang mit Integration wird jedoch auch immer wieder auf den Begriff der „Leitkultur“ verwiesen. Dieser ist geprägt von dem Bestreben, die bestehende Gesellschaft und ihre Werte statisch zu definieren.
Der Begriff wird daher weder dem prozesshaften, dynamischen Charakter unserer Gesellschaft noch einer Besinnung auf die kulturelle Vielfalt als Stärke gerecht.
Zumeist wird auf „Leitkultur“ verwiesen, um bestimmten Menschen eine vollwertige Teilhabe in dieser Gesellschaft zu verwehren und sich von Dritten (kulturell) abzugrenzen, kulturelle Vielfalt also abzulehnen.
Stark durch Vielfalt
Kulturelle Vielfalt gehört zur DNA des Multikulturellen Forums. In unserer Organisation arbeiten Menschen aus über 20 Nationen, die ganz unterschiedliche kulturelle Einflüsse und Muttersprachen haben. „Stark durch Vielfalt“ heißt deshalb auch unser Leitspruch, mit dem wir unsere tägliche Arbeit verrichten.
Diese Vielfalt trägt zum einen dazu bei, dass man neue Herangehensweisen, Ansichten und Meinungen beobachten und erleben kann, was dazu führt, dass der gegenseitige Respekt sehr bewusst gelebt wird. Zum anderen bewirkt die Vielfalt auch, dass sich jede*r Einzelne selbstkritisch mit seiner eigenen Identität und seinen Ansichten reflektieren kann. Der interkulturelle Dialog und die gelebte Vielfalt liegen uns schon deshalb sehr am Herzen.
Wir bieten zahlreiche Kurse und Veranstaltungen im Bereich der Kultur an: Das Angebot reicht von Sprachkursen über Tanz- und Koch-Workshops bis hin zu Lesungen und Filmvorführungen. Zudem geben verschiedene Bildungs- und Begegnungsangebote Einblicke in die verschiedenen Kulturen der hier lebenden Menschen.
Durch Projekte leistet das Multikulturelle Forum ferner einen Beitrag dazu, dass Menschen und Organisationen sich der kulturellen Vielfalt in diesem Land öffnen. Vielfalt und interkulturelle Einflüsse werden auf verschiedene Weise sichtbar gemacht und dazu ermutigt, sich im öffentlichen Diskurs aktiv einzubringen. Nicht zuletzt werden Menschen in ihren verschiedenen Rollen (als Bürger*innen ebenso wie als Mitarbeitende) dazu befähigt, ihre eigenen kulturell geprägten Sicht- und Verhaltensweisen kritisch zu reflektieren und Empathie für Andere zu entwickeln.
Quelle
Deutscher Kulturrat / Initiative kulturelle Integration (2017): Zusammenhalt in Vielfalt - 15 Thesen zu kultureller Integration und Zusammenhalt, Berlin.